Eine auch als "Baumbesetzerin" bekannt gewordene Bärenmutter in der Slowakei ist im Dorf Liptovska Kokava von Jägern getötet worden. Das Tier habe die Jäger und Polizisten angegriffen, die es aus dem Dorf am Fuß des Gebirges Hohe Tatra verscheuchen wollten, begründete Bürgermeister Julius Porobän den Abschuss am Freitag gegenüber Medien.

Die Bärin hatte erstmals Anfang Mai für Aufsehen gesorgt, als sie mit ihren zwei Jungen inmitten der Touristenstadt Stary Smokovec auf einen Baum kletterte und sich weder von der Feuerwehr noch von fotografierenden Schaulustigen vertreiben ließ. Innerhalb weniger Wochen tauchte die zutrauliche Bärin danach immer wieder in verschiedenen Dörfern auf und wurde unter dem Namen Ingrid zur Touristen- und Medienattraktion.

Empörung in den lokalen Medien

Der Tod der Bärenmutter sorgte am Freitag für Empörung in den slowakischen Medien. Bürgermeister, Polizei und Jäger betonten, die Bärin sei dadurch gefährlich geworden, dass sie sich lieber in menschlichen Wohngebieten als im Wald aufhielt. Die Bärenfamilie habe kaum mehr Interesse gezeigt, sich wieder auf natürliche Weise im Wald Nahrung zu suchen, da es viel einfacher war, sich aus den Abfällen der Menschen zu versorgen.

Trotz zahlreicher Warnungen der Behörden hätten außerdem Einwohner und Touristen die Bärenmutter und ihre Kinder immer wieder aus nächster Nähe gefilmt und fotografiert. Sie hätten das Risiko unterschätzt, dass das Muttertier unerwartet angreifen könnte, wenn es seine Jungen in Gefahr sähe.

In Wald gebracht

Mitte Mai waren die Bärin und ihre Jungen deswegen schon einmal betäubt und in einen weiter vom bewohnten Gebiet entfernten Wald gebracht worden. Die Tiere kehrten aber kurz darauf zurück.

Zwei Tage vor dem Abschuss hatte man der Bärin bereits ihre Jungen weggenommen. Das sollte nach Angaben des staatlichen Naturschutzes verhindern, dass die Bärenmutter zu deren Schutz aggressiv werden könnte. Stattdessen suchte die Bärin aber offensichtlich ihre Jungen in dem Dorf, in dem sie sie zuletzt gesehen hatte. Dabei trieb sie sich auch neben einer Schule herum und verängstigte damit Kinder und Eltern. Die nun verwaisten Bärenjungen wurden vorübergehend im slowakischen Zoo Bojnice untergebracht und sollen später in einen ungarischen Bärenpark übersiedelt werden.