Etliche wurden gelöst, einige werden vielleicht für immer ein Geheimnis bleiben. Einst, in der Geschichte, lieferte sie den Hochkulturen durch Himmelskörper Halt, Bemessungsgrundlagen und Orientierung. Sonne und Mond waren, metaphorisch betrachtet, die ersten Uhren, in den Himmel gehängt und somit doch etwas zu groß, um am Handgelenk getragen zu werden.
Die Zeit, sie ist ein und bleibt ein Phänomen von schier endloser Deutbarkeit, der stets ein Ablaufdatum innewohnt. Philosophen lieferten Erkenntnisse, Autoren wie Marcel Proust machten sich in Jahrhundertromanen auf die Suche nach der verlorenen Zeit, visionäre Dichter wie Jules Verne schickten uns auf Zeitreisen, Komponisten suchen nach dem Takt des Lebens, Zeitforscher erklären uns, ob wir denn noch richtig ticken oder nicht. Unverrückbar aber stehen da die Sätze, wonach alles seine Zeit hat. Das Geborenwerden ebenso wie das Sterben.
Eines der markantesten Gemälde über die zerrinnende Zeit schuf Salvador Dalí mit den zerfließenden Taschenuhren, die auch symbolisieren, dass lediglich die Erinnerung einigermaßen Bestand hat. Uns gehört im besten Fall die Stunde nur, aber heute wird selbst sie uns gestohlen. Denn eigentlich ist es eine Anmaßung des Menschen, die Zeit vorwärts- oder rückwärtszudrehen.
Zweimal im Jahr aber sei dies gestattet, um auf den Beginn der Sommerzeit und den Anfang der Winterzeit zu verweisen. Damit sich die Welt bloß nicht zu spät oder zu früh zur Umstellung einstellt, geben mittlerweile Atomuhren das Maß vor. Wir halten es da eher, passend zum Tag, mit einem Satz von Augustinus. Auf die Frage „Was also ist die Zeit?“ lautet seine Antwort: Solange mich niemand danach fragt, ist’s mir, als wüsste ich’s; doch fragt man mich und soll ich es erklären, so weiß ich’s nicht.“ Das ist in jedem Fall von zeitloser Gültigkeit.
Werner Krause