In Brasilien schlägt der Gammelfleischskandal bereits deutlich auf die Ausfuhren durch. Seit dem Bekanntwerden der Vorwürfe vor einer Woche seien die Exporte von Schweinefleisch und Geflügel um 22 Prozent zurückgegangen, teilte der Branchenverband Brazilian Animal Protein Association am Freitag mit. Zahlen zum Rindfleisch-Geschäft wurden nicht genannt.
Nach einer Razzia am Wochenende wirft die Polizei einigen Konzernen vor, vergammelte und überalterte Fleischprodukte auf den Markt gebracht zu haben. Mehrere wichtige Abnehmerländer haben daraufhin Einfuhrbeschränkungen beschlossen, darunter China, Hongkong und die Europäische Union.
Weltgrößter Exporteur von Rindfleisch
Die Lieferungen der 21 unter Verdacht stehenden Produzenten würden abgewiesen und zurückgeschickt, erklärte der maltesische EU-Vorsitz am Freitag. Die Entscheidung fiel bei einem Treffen von Veterinär-Experten aus den EU-Mitgliedstaaten, an dem auch Vertreter der EU-Kommission teilnahmen. Darüber hinaus sollen Kontrollen von Fleischlieferungen aus Brasilien verschärft werden. Anders als China, Mexiko, Hongkong und Chile verhängte die EU aber keinen kompletten Importstopp.
Brasilien ist der weltgrößte Exporteur von Rindfleisch. Der Gammelfleischskandal dort war vor rund einer Woche bekannt geworden. Mitarbeiter der Gesundheitsbehörden sollen bestochen worden sein, um den Verkauf von verdorbenem Fleisch zuzulassen. 21 Firmen gerieten ins Visier der Ermittler. Die brasilianische Verbraucherschutzbehörde veranlasste am Freitag eine Rückrufaktion. Drei Produzenten müssen nun binnen fünf Tagen ihre Ware aus dem Handel nehmen.
Die Fleischbranche ist bisher einer der wenigen florierenden Wirtschaftssektoren im rezessionsgeplagten Brasilien. Die Fleischexporte des Landes erreichen fast 14 Milliarden Dollar im Jahr. Die Regierung und Verbandsvertreter haben betont, der Skandal betreffe einzelne schwarze Schafe und nicht die Branche insgesamt. Trotzdem werden Rückschläge für die größte Volkswirtschaft Lateinamerikas befürchtet. "Es wird sicherlich Auswirkungen haben", sagte Planungsminister Dyogo Oliveira. "Aber wir haben noch keine klare Vorstellung, in welchem Ausmaß."