In Italien darf ein siebenjähriges Mädchen zur Adoption freigegeben werden, weil seine Eltern zu alt und narzisstisch sind. Das bestätigte ein Berufungsgericht in Turin. Das Kind lebt seit vier Jahren bei einer neuen Familie und hat keinen Kontakt mehr zu den biologischen Eltern. Diese kämpfen aber seit Jahren darum, das Fürsorgerecht zurückzuerhalten.

Möglichkeiten der modernen Medizin "missbraucht"

Die Richter hatten bei einem 75 Jahre alten Mann und seiner 63-jährigen Ehefrau Narzissmus festgestellt. Sie hätten sich niemals Gedanken darüber gemacht, dass ihre mithilfe künstlicher Befruchtung gezeugte Tochter bereits in jungen Jahren Waise und davor noch gezwungen sein könnte, sich um ihre alten Eltern zu kümmern, kritisierten die Richter. Sie beschuldigten Mutter und Vater, die enormen Möglichkeiten der Medizin missbraucht zu haben. Außerdem hätten sie das Kind schwer vernachlässigt.

"Frucht der Liebe"

Die Eltern verteidigten sich bei der ersten Berufung im Jahr 2012 vor Gericht, ihre Tochter sei eine "Frucht der Liebe" und das wahre Opfer des Richterentscheids. Das Paar hatte 1990 geheiratet, damals war die Bibliothekarin 36 Jahre alt. Jahrelang versuchte sie vergeblich, auf natürlichem Weg schwanger zu werden, zwei Adoptionsanträge in den Jahren 1999 und 2003 wurden abgelehnt. Daraufhin entschloss sich das Paar zur künstlichen Befruchtung mithilfe eines Samenspenders im Ausland.

Im Mai 2010 kam das in den Medien "Viola" genannte Mädchen in Turin auf die Welt. Doch schon einen Monat später wurde es von dem Jugendgericht in eine Pflegefamilie gegeben, nachdem Nachbarn die Eltern angezeigt hatten, weil sie das Baby 45 Minuten lang allein im Auto gelassen hatten. Die Entscheidung des Gerichts löste damals in Italien eine scharfe Debatte aus.

Der Anwalt der Eltern will nun das Urteil beim italienischen Bundesgerichtshof anfechten.