Die Zahl der Todesopfer in dem von einer Lawine verschütteten Hotel in Mittelitalien ist auf zwölf gestiegen. In der Nacht zum Dienstag wurden weitere Leichen geborgen, berichteten italienische Medien. Weiterhin werden 17 Menschen vermisst. Aus dem unter Schneemassen begrabenen Hotel gab es seit längerer Zeit kein Lebenszeichen mehr.
Nach dem Lawinenunglück tobt in Italien inzwischen eine Diskussion rund um ein mögliches Versagen der Behörden. Die Rettungsaktion sei mit stundenlanger Verspätung organisiert worden, weil Notrufe nach dem Unglück angeblich nicht ernst genommen wurden, hieß es. Geprüft wird auch, warum eine von der Hotelleitung angeforderte Schneefräse zur Räumung der völlig verschneiten Straßen zu der Unterkunft nicht eintraf.
Behördenversagen?
Die Behörden wurden schon Mittwochfrüh - noch vor dem Erdbeben - informiert, dass das isolierte Hotel in Schwierigkeiten sei. Auch die Frage, wieso stundenlang ein Räumfahrzeug gesucht wurde, um die Straße zum Hotel freizuschaufeln, ruft bei den Betroffenen Wut hervor. Eine Schneefräse sei kaputt gewesen, berichteten italienische Medien. Eine andere Fräse befand sich offenbar ganz in der Nähe, doch niemand schien das zu wissen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung.
Was die Betroffenen wütend macht: Am Montag veröffentlichten italienische Medien eine E-Mail des Hoteldirektors, in der dieser Stunden vor dem Unglück dringend Hilfe anforderte. Eine Reaktion darauf blieb aus. Im Wortlaut hieß es: "Die Lage ist besorgniserregend. Es liegen zwei Meter Schnee ... Die Gäste können nicht abfahren, nach den Erdbeben sind sie in Angst und bereit, die Nacht im Auto zu schlafen."
Der Hilferuf von Hoteldirektor Bruno Di Tommaso blieb ohne Reaktion - nur wenige Stunden später riss eine Lawine das Gebäude fort und begrub mehr als 30 Menschen unter sich.
Begräbnis
Für Dienstag war das Begräbnis einiger Todesopfer geplant. So sollte in der Ortschaft Farindola der Kellner des Hotels, Alessandro Giancaterino, beigesetzt werden. Für den selben Tag war in Loreto Aprutino bei Pescara auch das Begräbnis von Gabriele D'Angelo geplant.
Trauertag für Vollwaisen Edoardo
Ein Trauertag wurde in der Marken-Kleinstadt Loreto für Sebastiano Di Carlo und seine Frau Nadia Acconciamessa ausgerufen. Das Ehepaar ist beim Lawinenunglück ums Leben gekommen, während sich der zehnjährige Sohn Edoardo retten konnte, da er mit anderen Kindern in einem Saal Billard spielte. Edoardo wird nun von einer Tante betreut. Ihm wurde noch nicht mitgeteilt, dass er beide Elternteile verloren hat.