Die Zahl der in dem von einer Lawine verschütteten Hotel in Italien ist auf 24 gestiegen. Gesucht wird nun auch ein 22-jähriger Hotelangestellter aus Senegal, der bisher nicht auf der Liste der Vermissten stand. Aus dem unter Schneemassen begrabenen Hotel gab es jedoch seit mehr als 24 Stunden kein Lebenszeichen mehr. Am Sonntagnachmittag wurde die Leiche eines Mannes lokalisiert, berichteten italienische Medien. Damit sank die Zahl der Vermissten wieder auf 23. 

"Wir haben noch Hoffnungen, dass Menschen am Leben sind", betonte Zivilschutzchef Fabrizio Curcio. Die Lage sei jedoch äußert schwierig, die Lawine enorm gewesen. "Es ist als ob 4.000 beladene Lkw, die 120.000 Tonnen schwer sind, aufs Hotel gerutscht wären", berichteten Experten nach Medienangaben.

"Es war wie eine Bombe. Plötzlich sind Pfeiler auf uns eingebrochen. Ich saß auf einem Diwan und ein Pfeiler hat ihn entzwei geteilt. Plötzlich standen wir zu dritt in einem Quadratmeter. Wir haben gebetet und Schnee gegessen. Nicht weit von uns hörten wir die Stimmen von Kindern, mit denen wir jedoch nicht sprechen konnten. Wir hatten riesige Angst", sagte Vincenzo Forti, einer der Überlebenden.

Samstagfrüh hatten die Helfer vier weitere Überlebende gerettet. Damit wurden insgesamt neun Menschen lebend aus dem Inneren des Hotels geborgen. Die Rettungsarbeiten wurden durch die Wetterbedingungen, Nebel und hohe Lawinengefahr erschwert. Hubschrauber hatten am Sonntag Probleme, den Unglücksort zu erreichen. Über die Hälfte des verschütteten Geländes sei nach Vermissten durchsucht worden.

Papst betet für Opfer

Sechs Leichen wurden bis Sonntag geborgen und identifiziert. Zu ihnen zählen auch die Eltern des neun Jahre alten Edoardo Di Carlo, der das Unglück überlebt hat. "Wir Kinder haben uns gerettet, weil wir in einem Saal Billard spielten", erzählte der Bub. In dem Saal wurden die meisten der elf Überlebenden gefunden. Zu den Toten zählte auch die Mutter eines weiteren Buben, der am Freitag lebend geborgen wurde, und zwei Kellner des Hotels.

Der Papst drückte beim Angelus-Gebet auf dem Petersplatz am Sonntag gegenüber der von einer Erdbebenserie und heftigen Schneefällen belasteten Bevölkerung in Mittelitalien seine Anteilnahme aus. Er bete für die Todesopfer des Lawinenunglücks in den Abruzzen und dankte ausdrücklich den Helfern.

Unterdessen blieben in den Regionen Abruzzen und Latium nach heftigen Schneefällen weiterhin Dutzende Gemeinden nach den heftigsten Schneefällen seit Jahrzehnten immer noch von der Umwelt abgeschnitten, viele Haushalte müssen seit Tagen ohne Strom auskommen. Zu Protesten kam es am Samstag vor dem Sitz des Zivilschutzes in der Stadt Rieti nahe Amatrice. Bürger forderten die Behörden auf, mehr für die Bauern und Viehzüchter in den Erdbebengemeinden Amatrice und Accumuli zu tun, die seit Tagen allein und unter äußerst schwierigen Umständen ihre Tiere versorgen müssen.

Unpassierbar

Die Bürger betonten, sie seien von den Behörden im Stich gelassen worden. Diese seien vollkommen unvorbereitet auf die Schneefälle gewesen, die von den Meteorologen schon vor Tagen angekündigt worden waren. Es fehle an Schneeräumern, Straßen seien seit Tagen unpassierbar.

Die Menschen in Mittelitalien werden seit August immer wieder von starken Erdbeben heimgesucht. Am Mittwoch trafen vier Erdstöße der Stärke über 5 die Region. Experten rechnen mit weiteren Beben.