Zwar ist der Wintersturm "Egon" vorüber, die Eiseskälte bleibt: Die tiefen Temperaturen machen den Menschen in vielen Regionen Europas weiterhin zu schaffen.
Minus 20 Grad in Deutschland
Schnee und Orkanböen ließen den Verkehr vielerorts in Deutschland stocken, Dächer wurden abgedeckt. Einige deutsche Bundesländer gaben den Kindern schulfrei. Auf "Egon" folgt das Hoch "Brigitta" und bringt weiter kalte Luft. In Deutschland können die Temperaturen nachts auf minus 20 Grad sinken.
Am Samstag verursachten Glätte und Hagel auf der deutschen A1 eine Massenkarambolage. Bei dem Unfall zwischen Hamburg und Lübeck fuhren mindestens 23 Fahrzeuge auf glatter Straße ineinander, ein Mensch wurde getötet, 13 weitere verletzt.
Eisbrecher für Serbien
Serbien bat am Samstag um die Mithilfe ungarischer Eisbrecher, da sich zuletzt auf der Donau große Eisplatten geformt hätten. Nahe der ungarischen Grenze habe man den Notstand ausgerufen.
Die Temperatur stieg zuletzt in Serbien über den Gefrierpunkt, jedoch wird Anfang der Woche erneut schlechtes Wetter erwartet. Am Montag sollen die Eisbrecher die Donau von Eis befreien.
Griechische Haushalte ohne Wasser
Nach den starken Schneefällen und eisigen Temperaturen der vergangenen Woche haben viele griechische Haushalte immer noch kein fließendes Wasser. Vor allem die Hafenstadt Thessaloniki und die Stadt Volos in Mittelgriechenland seien betroffen, berichten lokale Medien. Die rund 150.000 Bewohner von Volos haben demnach bereits seit drei Tagen kein fließendes Wasser mehr.
Ursache sind die vielen Wasserleitungen, die bei den außergewöhnlich niedrigen Temperaturen zufroren und platzten. In Thessaloniki rief die Wassergesellschaft die Bevölkerung dazu auf, sparsam mit dem Wasser umzugehen - dort sind die Vorräte wegen der vielen Rohrbrüche auf sehr niedrigem Stand.
Schnee auf venezianischer Rialto-Brücke
Schnee hat Italiens Lagunenstadt Venedig für kurze Zeit in eine kleine Winterlandschaft verwandelt. Die berühmte Rialto-Brücke und der Dogenpalast waren am Freitag im dichten Schneetreiben kaum mehr auszumachen. Das hatte mehrere Folgen: Es wurde noch mehr fotografiert als sonst. Die Straßenhändler dürften mit Schirmen und Handschuhen statt Masken und kleinen Plastik-Gondeln Umsatz gemacht haben.
Und auf den mehr als 400 Brücken der Stadt wurde es gefährlich: Etliche Touristen und Einheimische rutschten auf den Stufen aus. Der italienische Zivilschutz habe aber keine Informationen über Verletzte, sagte ein Sprecher auf Anfrage am Samstagmorgen.
Spaß hatten vor allem die Kinder - wann kann man in Venedig schon mal einen Schneemann bauen, wenn auch nur einen kleinen, matschigen. Schon in der Nacht war es dann wieder vorbei mit dem weißen Spuk. Am Samstag lag die Stadt in strahlendem Sonnenschein.
Noch tausende Haushalte in Frankreich ohne Strom
In Frankreich sind nach dem Sturmtief "Egon" weiter tausende Haushalte ohne Strom. Ein Sprecher des Netzbetreibers Enedis bezifferte deren Zahl am Samstagvormittag auf 32.500, die meisten von ihnen in den küstennahen Regionen Normandie und Picardie im Norden des Landes. Man gebe sich "größte Mühe", die Versorgung bis Samstagabend auch in ländlichen Gebieten wieder herzustellen.
Zum Höhepunkt des Sturms waren am späten Donnerstagabend zeitweise 330.000 französische Haushalte von der Stromversorgung abgeschnitten. Eine Frau wurde während des Unwetters von einem herabstürzenden Ast getötet. Ein Zug von Brüssel nach Paris hatte zehn Stunden Verspätung.
In Belgien hat sich die Winterwetter-Lage weitgehend entspannt. Das Einsatzzentrum der Straßenwacht (CAR) hob am Samstag die sogenannte Vorwarnstufe für den Straßenverkehr in der Wallonie auf, wie die Nachrichtenagentur Belga meldete.
Drei weitere Kältetote in Lettland
In Lettland sind in der vergangenen Woche drei Menschen an den Folgen der Kälte gestorben. Dies meldete die Agentur Leta am Samstag unter Berufung auf das staatliche forensisch-medizinische Institut. Bei den Opfern handelte sich um zwei Männer und eine alkoholisiert aufgefundene Frau.
Seit dem Jahreswechsel erfroren damit bei anfangs eisigem und dann milder werdendem Winterwetter bereits 14 Menschen in dem baltischen EU-Land. Insgesamt stieg die Zahl der Kältetoten seit September 2016 den Angaben zufolge auf 54.