Der Fall des mutmaßlichen Mörders von Freiburg führt zu Irritationen zwischen Deutschland und Griechenland. Nach Angaben der griechischen Behörden waren die Fingerabdrücke und Personalien des Verdächtigen seit seiner Ankunft als Flüchtling in Griechenland 2013 im europäischen Eurodac-System gespeichert.
Schwere Vorwürfe erhoben
"Diese Daten waren allen europäischen Sicherheitsbehörden zugänglich", hieß es am späten Donnerstagabend aus der griechischen Regierung. Zuvor hatte der deutsche Bundesinnenminister Thomas de Maiziere den griechischen Behörden schwere Vorwürfe gemacht. Der Mann wurde nach Verstößen gegen Bewährungsauflagen in Griechenland nicht international zur Fahndung ausgeschrieben.
Der baden-württembergische Innenminister Thomas Strobl forderte neue Regeln im Umgang mit minderjährigen unbegleiteten Flüchtlingen. "Wir gewähren ihnen Rechte, die nur ihnen zustehen - und deshalb müssen wir mit mehr Sorgfalt schauen, wer minderjährig ist und wer nicht", sagte Strobl in Stuttgart.
Im Freiburger Verbrechensfall ist das Alter des Verdächtigen sowie seine Herkunft unklar. Der Mann hatte den deutschen Behörden angegeben, er stamme aus Afghanistan und sei 17 Jahre alt. Eindeutige Dokumente konnte er bei seiner Einreise nach Deutschland laut Behörden nicht vorlegen. Es geht zentral auch um die Frage, warum den deutschen Behörden bei der Einreise des mutmaßlichen Afghanen im November 2015 dessen griechische Vorstrafe wegen eines Gewaltverbrechens nicht aufgefallen ist.
Auf Korfu Studentin überfallen
Der Mann hatte 2013 auf Korfu eine Studentin überfallen und dabei schwer verletzt. 2014 wurde er wegen versuchten Mordes zu einer Haftstrafe verurteilt, im Herbst 2015 aber vorzeitig aus der Haft entlassen. Kurz darauf kam er nach Deutschland. Im Oktober dieses Jahres soll er dann in Freiburg eine 19 Jahre alte Studentin vergewaltigt und ermordet haben. Er sitzt in Untersuchungshaft. Die Hintergründe des Falls dürften auch beim Treffen von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit dem griechischen Regierungschef Alexis Tsipras an diesem Freitag in Berlin zur Sprache kommen.
Strobl forderte neben einem europäischen Fahndungs- auch ein europäisches Strafregister. "Ein Standard muss auch sein, dass jeder unbegleitete minderjährige Ausländer zwingend erkennungsdienstlich behandelt wird", sagte er. Auch Strobl reagierte mit Unverständnis auf das Verhalten Griechenlands.