Die Zoobesucher fanden es lustig: Ein Affe, der raucht! Nicht nur Zigaretten steckten sie Manno zu, sie fütterten ihn auch mit Süßigkeiten und Limonade und fotografierten ihn in Kinderkleidung. Nachts wurde der Schimpanse in dem privaten Tierpark im irakischen Dohuk in einen engen Käfig gesperrt. Nun haben Tierschützer der Quälerei ein Ende gesetzt.

Sie brachten den vier Jahre alten Affen in ein Schimpansenreservat in Kenia. Auf der Fahrt von Dohuk zum Flughafen in Erbil seien sie an der umkämpften Stadt Mossul vorbeigekommen, berichtet Tierschützer Daniel Stiles von der Organisation Pegas nach der Rettungsaktion. Nach mehrtägiger Reise in einer Holzkiste erreichte Manno Ende November das Reservat Ol Pejeta am Fuß des Mount Kenya, wo Tierfreunde sich seit 1993 um die gefährdete Affenart kümmern.

Noch in Quarantäne

In seinem neuen Zuhause schaukelt Manno an Seilen, spielt mit Stofftieren und Bällen. "Eine Weile lang muss er noch in Quarantäne bleiben", sagt Tierarzt Stephen Ngulu. Wenn sicher ist, dass der Neuankömmling keine ansteckenden Krankheiten hat, wird er langsam an das Leben mit seinen 36 Artgenossen in dem einen Quadratkilometer großen Reservat gewöhnt.

Der Tierarzt ist zuversichtlich: "Manno spielt und bewegt sich die ganze Zeit und ist begeistert von allem, was wir ihm geben. Deprimiert scheint er nicht zu sein." Andere Schimpansen im Reservat haben die erlittenen Qualen nicht so gut überstanden und werden wohl nie in Freiheit entlassen werden können.

Der 36 Jahre alte Poco beispielsweise, der lange in einer Garage in Burundi eingesperrt war. Oder George, der als Haustier in Südafrika gehalten wurde, bis die Besitzer mit dem größer werdenden Affen nicht mehr zurecht kamen. "Das Schutzgebiet ist keine natürliche Umgebung, aber um einiges besser als das, was diese Schimpansen vorher erlebt haben", sagt Reservatsleiter Richard Vigne.

Vom Aussterben bedroht

Schimpansen gelten als vom Aussterben bedroht, ihre Zahl wird auf etwa 250.000 geschätzt. Die größten Gefahren für die nächsten Verwandten des Menschen sind die Wilderei und die Zerstörung ihres Lebensraums. "Ausgewachsene Schimpansen werden in Zentralafrika wegen ihres Fleischs getötet, junge werden verkauft", sagt Vigne. In der Vergangenheit seien die Schimpansen meist für Tierversuche missbraucht worden, zunehmend würden sie auch als Haustiere im Nahen Osten nachgefragt.

"Solange sie jung sind, sind sie sehr süß, und die Leute mögen sie. Wenn sie aber älter werden, werden besonders die Männchen aggressiver und schwieriger im Umgang. Dann werden sie eingesperrt", sagt der Reservatsleiter.

Manno stammt vermutlich aus einem Zoo in Damaskus. Kurz nach der Geburt wurde er von seiner Mutter getrennt und für 15.000 Dollar (14.000 Euro) ins kurdische Dohuk verkauft. Seine Rettung kostete 10.000 Dollar. "Im Nahen Osten gibt es tausende Schimpansen, die ein ähnliches Schicksal wie Manno erleiden", rechtfertigt Vigne die hohen Kosten. "Indem wir einen von ihnen retten, schaffen wir Aufmerksamkeit für das Problem."