Im Fall des mutmaßlich für Dutzende Morde verantwortlichen Krankenpflegers Niels H. hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen sechs frühere Mitarbeiter eines Delmenhorster Krankenhauses erhoben. Sie seien 2005 nach dem Auftauchen ernsthafter Verdachtsmomente nicht eingeschritten und hätten damit drei weitere Tötungen sowie zwei Tötungsversuche ermöglicht.

Das erklärten die Anklagebehörde und die Polizei im niedersächsischen Oldenburg gemeinsam am Freitag.

Totschlag durch Unterlassung

Den Klinikmitarbeitern wird Totschlag durch Unterlassen vorgeworfen. "Die Anklage geht davon aus, dass die Angeschuldigten die Taten von Niels H. billigend in Kauf nahmen. Sie sollen aus Angst um die Reputation der Klinik und aus Angst, sich dem Vorwurf der falschen Verdächtigung auszusetzen, untätig geblieben sein", teilten die Ermittler mit.

Fünf Jahre drohen

Bei den Angeklagten handelt es sich um den damaligen Stationsleiter und seine beiden Stellvertreterinnen, einen Pfleger und zwei Oberärzte im Alter zwischen 47 und 67 Jahren. Im Fall einer Verurteilung drohen ihnen mindestens fünf Jahre Haft.

Gab konkrete Hinweise

Nach Darstellung der Anklage hätten die Beschuldigten spätestens ab Mai beziehungsweise Juni zum Schutz der Patienten reagieren müssen, weil sie konkrete Hinweise auf verdächtige Taten von H. gehabt hätten. Dieser blieb gleichwohl bis zu einem regulären Urlaub Ende Juni im Dienst. In dieser Zeit soll er weitere drei Patienten getötet haben und es bei zwei weiteren versucht haben.