30 Jahre ist es her, als 1986 ein Moratorium der Internationalen Walfangkommission (IWC) die Jagd auf die Tiere zu kommerziellen Zwecken verboten hat. Die Lage der Meeressäuger wurde so mit einem Schlag zwar enorm verbessert, Anlass zur Sorge besteht aber weiterhin. Pläne zur Aufweichung des Moratoriums und zunehmend schädliche Umwelteinflüsse setzen den zum Teil immer noch gefährdeten Walen zu.

Ausnahmen vom Moratorium

Zudem gibt es Ausnahmen für den wissenschaftlichen Walfang und für einige indigene Völker in der Nordpolarregion, da für diese das Fleisch der Tiere ein wichtiger Bestandteil der Nahrung ist. Ebenso sehen sich Staaten wie Japan, Norwegen und Island nicht an das Moratorium gebunden und nutzen juristische Schlupflöcher bzw. den formalen Widerspruch gegen das Moratorium dazu, um weiter zu jagen, kritisiert die NGO OceanCare. Diese Staaten würden zudem danach streben, dass das Moratorium und das Handelsverbot aufgehoben werden, wofür jedoch eine derzeit realistisch nicht erreichbare Dreiviertelmehrheit der IWC-Mitglieder notwendig ist.

1.550 getötete Wale jährlich

Trotzdem ist der Erfolg des Moratoriums beachtlich, denn wurden vor dem Verbot des kommerziellen Fangs im Schnitt noch über 40.500 Tiere pro Jahr getötet, waren es seit dem Inkrafttreten "nur" rund 1.550 jährlich. Das entspricht einem prozentuellen Rückgang von rund 96 Prozent und zeigt auf, wie hoch die Zahl der getöteten Tiere bis 1986 gewesen ist. "In der Tat haben sich einige Walbestände erholt, wie zum Beispiel Buckelwale im Nordatlantik. Viele Bestände sind aber immer noch weiterhin unter dem Niveau von vor der kommerziellen Walfang-Ära", beurteilte Nicolas Entrup, Konsulent von OceanCare, die gegenwärtige Lage.

Diese Einschätzung deckt sich auch mit der Haltung der österreichischen Vertreter beim IWC. "Manche Populationen erwiesen sich zudem als wesentlich kleiner als gedacht", sagte der Wissenschafter Michael Stachowitsch, stellvertretender Delegationsleiter, im Gespräch mit der APA. Ursache dafür seien verfälschte Statistiken der Fangzahlen etwa von Russland. "Inzwischen ist der Walfang nicht mehr die alleinige Hauptbedrohung, sondern das Verheddern der Tiere in Fangnetzen, die Umweltverschmutzung, Lärm, Krankheiten, oder ihr Sterben als Beifang", erläuterte der Experte.

Am Beispiel des Blauwals, dem größten Tier der Erde, zeigt sich das Ausmaß der zuvor angerichteten Dezimierung: Auf der südlichen Erdhalbkugel gibt es laut IWC-Schätzungen nur noch wenige Tausend Exemplare dieser seit den 70er-Jahren geschützten Spezies - der ursprüngliche Bestand betrug jedoch 200.000. Zwar hat sich die Wachstumsrate inzwischen wieder erholt und beträgt rund acht Prozent pro Jahr, doch ausgehend von einer Population von 5.000 würde es fast 140 Jahre dauern, bis diese wieder auf dem ursprünglichen Stand angekommen wäre.

Laut Ansicht von Stachowitsch ist es daher unzulässig zu argumentieren, dass die sich erholten Bestandszahlen es ermöglichen würden, einen kommerziellen Walfang auf "nachhaltige" Weise zu betreiben. "Die Tiere können die ihnen im Ökosystem zugedachte Rolle aufgrund der niedrigen Populationen zum Teil jetzt schon nicht einnehmen", so der Meeresbiologe und Dozent an der Uni Wien. Und auch die Form des nachhaltigen Walfangs würde für Lukas Meus von Greenpeace zudem den Bruch des Moratoriums bedeuten. Nicht zuletzt sei der Konsum des Walfleisches rückgängig, was die Notwendigkeit der Jagd nach den Tieren ohnehin infrage stellen würde.