Bei einer Serie von Bombenanschlägen in thailändischen Urlaubsorten sind vier Menschen getötet worden, 35 wurden verletzt. Binnen weniger Stunden explodierten insgesamt elf Sprengsätze im Badeort Hua Hin, auf der Insel Phuket sowie im äußersten Süden des Landes, wie die Behörden mitteilten. Zunächst bekannte sich niemand zu den Anschlägen, die thailändische Polizei schloss einen Terrorakt aus. Mittlerweile sollen zwei Personen festgenommen worden sein.

Der thailändischen Polizei zufolge wurden bei den Anschlägen auch drei Deutsche und zwei Italiener verletzt. Nach Angaben der niederländischen Botschaft waren zudem vier Niederländer unter den Verletzten. Eine Österreicherin wurde zur ambulanten Behandlung ins Krankenhaus gebracht, sie erlitt Schnittwunden. Das Klinik konnte sie mittlerweile wieder verlassen, wie der Sprecher des Außenministeriums, Thomas Schnöll, mitteilte. Einige österreichische Reisebüros bieten eine kostenlose Umbuchungen an.

Anschlagsserie in Thailand
Anschlagsserie in Thailand © (c) APA

Chronologie der Anschlagsserie

Der beliebte Urlaubsort Hua Hin wurde von zwei Doppel-Explosionen erschüttert. Am Donnerstagabend detonierten zunächst zwei Sprengkörper in einem Ausgehviertel. Dabei wurden eine thailändische Straßenhändlerin getötet und mehr als 20 Menschen verletzt. Am Freitagmorgen explodierten dann zwei weitere Bomben in Hua Hin. Ein Mensch wurde getötet.

In Hua Hin steht der Palast Klai Kangwon, wo sich König Bhumibol Adulayadej und seine Frau Sirikit in den vergangenen Jahren oft aufgehalten haben. Am Freitag war Feiertag in Thailand. Es ist der Geburtstag der Königin, der auch als Muttertag begangen wird. Ebenfalls am Freitagmorgen wurden zwei Bombenexplosionen auf dem beliebten Strand von Patong auf der Urlaubsinsel Phuket gemeldet. Ein Mann wurde leicht verletzt.

Rebellen im Kampf gegen Regierung

Drei weitere Bombenanschläge gab es im äußersten Süden Thailands, der mehrere hundert Kilometer von Hua Hin und Phuket entfernt ist. In der Provinz Surat Thani wurde nach Behördenangaben eine städtische Angestellte getötet, als vor der Küstenpolizei eine Bombe explodierte. Bereits am Donnerstag war in der südlichen Provinz Trang ein Thailänder bei einem Bombenanschlag getötet worden.

Im Süden Thailands kämpfen muslimische Rebellen seit langem gegen die thailändische Regierung, es gibt hier immer wieder Bombenanschläge. Sprengstoffattentate auf die weiter nördlich gelegenen Touristenzentren sind indes selten.

Der Chef der Militärjunta in Bangkok, Prayut Chan-o-cha, wertete die Anschlagserie in einer ersten Reaktion als Versuch, "Chaos und Verwirrung zu stiften". Es gebe keine Grund, "in Panik zu verfallen", sagte er vor Journalisten. Wer hinter den Anschlägen stecke und welche Motive eine Rolle spielten, wisse er nicht. Die Ermittlungen seien angelaufen.

Ex-Militär war Augenzeuge

Ein bei den Anschlägen in Thailand verletzter Italiener hat Panik und Chaos in dem betroffenen Urlauberort Hua Hin hautnah miterlebt. "Ich war zwei Meter von der Bombe entfernt, ganz nah bei der Frau, die getötet wurde. Ich habe solches Glück gehabt", sagte Andrea Tazzioli am Freitag der Nachrichtenagentur Ansa.

Der 51-Jährige aus Genua, der an dem Tag seinen Geburtstag feierte, sei nach einer Operation bei Bewusstsein. Tazzioli, ein Ex-Militär, der laut Ansa auch in Afghanistan war, sagte, er habe gleich begriffen, dass er nicht lebensgefährlich verletzt war. Um ihn herum sei Chaos und Panik gewesen, die Menschen seien schreiend geflüchtet.

Behörden wussten von Plänen

Der thailändische Polizeichef Jaktip Chaijinda sagte, die Behörden hätten Informationen über bevorstehende Anschläge im Süden des Landes gehabt, jedoch nicht darüber, wo sie stattfinden sollten.

Die thailändische Polizei schloss einen Terrorakt aus. "Das ist nur örtliche Sabotage, die sich auf begrenzte Gebiete und Provinzen beschränkt", sagte der stellvertretende Sprecher der nationalen Polizei, Piyapan Pingmuang. Noch sei unklar, welche Gruppe hinter den Anschlägen stecke. Er wies jedoch Spekulationen zurück, wonach muslimische Rebellen verantwortlich sein könnten.

Das thailändische Außenministerium erklärte, es handle sich nicht um Terrorismus, vielmehr seien es Taten, mit der die öffentliche Ordnung gestört werden solle. Ein Polizeisprecher in Bangkok sagte, man gehe von Sabotageaktionen örtlicher Gruppen aus. So werde untersucht, ob es eine Verbindung zu einem Aufstand in den überwiegend von Muslimen bewohnten Provinzen im Süden gebe. Seit dem Aufflammen der Unruhen 2004 sind mehr als 6500 Menschen getötet worden.

Die Doppelexplosionen in Hua Hin tragen in der Tat die Handschrift der Separatisten, wie die "Bangkok Post" berichtet. Deren Taktik sei es, erst einen Sprengsatz zu zünden, und im darauf folgenden Chaos eine zweite, oft größere Bombe. Ziel seien möglichst viele Opfer.

Attacke auf Tourismuswirtschaft

In den drei muslimischen Provinzen war am Wochenende die neue Verfassung der Streitkräfte anders als in weiten Teilen des übrigen Landes abgelehnt worden. Das umstrittene Regelwerk sieht zwar Wahlen im kommenden Jahr vor, sichert dem Militär aber auch Einfluss auf künftige Regierungen. So soll ein von der Junta ernannter Senat mit Militärkommandanten gewählte Parlamentarier kontrollieren.

Einige Experten vermuten Gegner der Militärjunta hinter den Taten. "Wer immer sie begangen hat, will der thailändischen Wirtschaft schaden. Dort kann man die Junta am empfindlichsten treffen", sagte Zachary Abuza vom National War College in Washington. Der Tourismus ist eine der Haupteinnahmequellen in Thailand, das Land rechnete in diesem Jahr mit einer Rekordzahl von 32 Millionen Besuchern.

Shinawatra verurteilt Anschläge

Die Militärjunta, die 2014 nach einer Phase blutiger Unruhen die Macht ergriffen hatte, hält sich selbst zu Gute, das Königreich wieder zu Stabilität und Ordnung geführt zu haben.

Die vom Militär gestürzte ehemalige thailändische Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra verurteilte die Bombenserie in ihrem Land. "Die Anschläge kosteten Unschuldige das Leben", schrieb sie am Freitag auf Facebook. "Ich verurteile die Hintermänner dieser Angriffe aufs schärfste." Sie hoffe, dass die Verantwortlichen bald gefasst würden.

Vor knapp einem Jahr waren bei einem Anschlag in Bangkok an einem beliebten Hindu-Schrein 20 Menschen getötet worden, die meisten davon ausländische Touristen aus China und Malaysia. Die Behörden machen zwei Uiguren aus dem Westen Chinas dafür verantwortlich. Die beiden Angeklagten bestreiten jedoch jede Verwicklung.