Das Kreuz anzunehmen und sich in den Dienst der Notleidenden zu stellen, nach dem Vorbild von Jesus, hat nichts mit Sadomasochismus zu tun. Das hat Papst Franziskus am Freitagabend vor mehr als 500.000 Jugendlichen im Krakauer Blonia-Park betont. Gemeinsam wurde im in dem Park an das Leiden und Sterben Jesu Christi erinnert, wobei Künstler szenische Darstellungen zeigten.
Der Kreuzweg im Rahmen des Weltjugendtags stand auch im Zeichen der Flüchtlingskrise. Die Weigerung, Flüchtlinge aufzunehmen, komme für die Betroffenen oft einem Todesurteil gleich, hieß es in einer Meditation über das Todesurteil für Jesus. "Sie klopfen an die Pforten unserer Länder, Kirchen und Häuser. Wir haben Angst vor ihrer Religion und vor ihrem Elend, es sind Fremde", so der von einem Jugendlichen vorgetragene Text weiter.
Auch Syrer unter Teilnehmern
Statt Gastfreundschaft fänden Flüchtlinge vor den Küsten Lampedusas und Griechenlands sowie in Aufnahmelagern den Tod. In den vergangenen Jahren seien so 30.000 Flüchtlinge ums Leben gekommen.
Unter den Teilnehmern des Kreuzwegs waren auch syrische Flüchtlinge, die der Papst besonders willkommen hieß. "Heute Abend umfasst Jesus - und wir mit ihm - mit besonderer Liebe unsere syrischen Brüder und Schwestern, die vor dem Krieg geflohen sind", sagte Franziskus. "Wir grüßen sie und nehmen sie mit geschwisterlicher Liebe und mit Sympathie auf."
Während des Weltjugendtages in Krakau ist ein bewaffneter Mann auf dem Marktplatz der südpolnischen Stadt festgenommen worden. Polizisten hätten den Mann am Donnerstag auf ihrem Streifengang bemerkt und Verdacht geschöpft, dass er bewaffnet sein könnte, berichtete die polnische Nachrichtenagentur PAP am Freitag unter Berufung auf einen Polizeisprecher. Der Mann habe angegeben, dass er zu den Personenschützern des Präsidenten eines der rund 187 Herkunftsstaaten der Teilnehmer des Weltjugendtags gehöre. Unbestätigten Berichten zufolge soll es sich um einen Beamten des Präsidenten von Panama handeln.
"Wo ist Gott?"
In seiner Ansprache am Ende des Kreuzwegs sprach der Papst, der am Vormittag Auschwitz besucht hatte, über das Böse in der Welt. "Wo ist Gott, wenn in der Welt das Böse existiert, wenn es Hungrige, Durstige, Obdachlose, Heimatvertriebene und Flüchtlinge gibt? Wo ist Gott, wenn unschuldige Menschen aufgrund von Gewalt, Terrorismus und Kriegen sterben?"
Auf diese Frage gebe es keine menschliche Antwort, so Franziskus weiter. "Wir können nur auf Jesus schauen und ihn fragen. Und die Antwort Jesu lautet: 'Gott ist in ihnen'; Jesus ist in ihnen, leidet in ihnen."
Die einzig mögliche Antwort für einen Christen sei deshalb die Selbsthingabe, betonte der Papst. Die Welt brauche heute junge Menschen, die bereit seien, ihr Leben für den "gegenleistungsfreien Dienst an den ärmsten und schwächsten Mitmenschen zu verwenden". Dies sei nichts Sadomasochistisches.