Die EU-Kommission hat sich am Mittwoch dafür ausgesprochen, Glyphosat in Europa auch nach Ende Juni weiterhin zu erlauben. Der EU-Kommissar für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Vytenis Andriukaitis, sagte, es ginge um zwölf bis 18 Monate, denn so lange dauere eine Entscheidung der Europäischen Chemikalienagentur ECHA, die "das letzte Wort" haben soll, das bis Ende 2017 vorliegen soll.

Österreichs NGOs sowie Grüne und SPÖ übten Kritik an diesem Vorgehen mit dem Unkrautvernichtungsmittel. Doch zuerst soll ohnehin am 6. Juni mit den EU-Staaten nochmals diskutiert werden, wie es weitergeht. An diesem Tag will die Brüsseler Behörde versuchen, innerhalb der EU die nötige Mehrheit für die Verlängerung zu erreichen, was bisher zweimal gescheitert war.

Umweltschützer gegen Agarkonzerne

Global 2000 lehnte eine Verlängerung weiterhin ab und wies gegenüber der APA darauf hin, dass eine gefahrenbasierte Klassifizierung durch die ECHA zu einem gleichartigen Ergebnis wie die Beurteilung von Glyphosat durch die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) ergeben werde. Die ARC stufte das Mittel vergangenen Sommer als wahrscheinlich krebserregend ein. Im November kam die EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hingegen zum Schluss, der Wirkstoff berge vermutlich keine Krebsgefahr für den Menschen - gestützt auf die Einschätzung des deutschen Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). Auf letzteres Ergebnis wies auch Andriukaitis hin und betonte, dass die EU sehr strenge Verfahren habe.

"Die aktuellen wissenschaftlichen Daten und über 1.000 Studien allein für die Neuzulassung belegen, dass der Wirkstoff bei sachgemäßem Einsatz für Mensch, Tier und Umwelt unbedenklich ist", argumentierte der Obmann der österreichischen IndustrieGruppe Pflanzenschutz (IPG), Christian Stockmar. Das würden auch zahlreiche unabhängige Behörden bestätigen.

Greenpeace forderte ein sofortiges Verbot des Einsatzes überall dort, "wo Menschen besonders leicht mit dem Wirkstoff in Kontakt kommen", etwa beim Einsatz in Gärten oder in Parks, sowie einen Ausstiegsplan für Glyphosat für ganz Österreich bis 2018. Auch die SPÖ-EU-Abgeordnete Karin Kadenbach trat für ein gänzliches Verbot des Wirkstoffs ein. "Im Hinblick auf das Vorsorgeprinzip sollten wir keine Risiken eingehen, die sich negativ auf die Gesundheit der europäischen Bürgerinnen und Bürger sowie auf Flora und Fauna auswirken könnten", argumentierte Kadenbach.

Kommissar fordert Solidarität

Andriukaitis forderte die EU-Staaten auf, sich nicht hinter der Kommissionsentscheidung zu verstecken. Jene Länder, die Glyphosat nicht anwenden wollten, hätten die Möglichkeit, die Nutzung einzuschränken. In diesem Zusammenhang forderte die grüne Delegationsleiterin im EU-Parlament, Ulrike Lunacek, Österreichs Umweltminister Andrä Rupprechter (ÖVP) bei weiterer EU-Zulassung auf, "den Einsatz von Glyphosat in Österreich radikal zu beschränken und unter anderem bei der Vor-Ernte, in öffentlichen Parks und auf Spielplätzen zu verbieten"

Der Grüne Landwirtschaftssprecher, Wolfgang Pirklhuber, wies zudem auf Landtagsinitiativen gegen das Herbizid hin. Nach Salzburg, Wien und Vorarlberg, würde auch der Kärntner Landtag am Donnerstag die Bundesregierung auffordern, sich gegen eine Zulassungsverlängerung von Glyphosat auszusprechen.