Im Fall des in Polizeigewahrsam gestorbenen Afroamerikaners Freddie Gray kann die Staatsanwaltschaft einen neuen Versuch für ein Urteil gegen den Polizisten William Porter unternehmen. Als Datum für eine Wiederaufnahme des Prozesses wurde nach Angaben der Justiz in der US-Ostküstenstadt Baltimore am Montag der 13. Juni festgesetzt. In der vergangenen Woche war das Verfahren zunächst für beendet erklärt worden, weil sich die Geschworenen nicht auf ein Urteil einigen konnten. Porter war der erste von sechs Polizisten, über den in dem Fall geurteilt werden sollte. Die Geschworenen, fünf Männer und sieben Frauen, erreichten in mehr als 16-stündigen Beratungen allerdings über drei Tage hinweg keine Einigung über ein Urteil. Dass ein Prozess auf diese Weise platzt, ist in den USA selten.

Der 25-jährige Afroamerikaner Freddie Gray hatte bei seiner Festnahme am 12. April so schwere Rückenmarkverletzungen erlitten, dass er ins Koma fiel und eine Woche später starb. Die Beamten sollen den an Händen und Füßen gefesselten Afroamerikaner im Polizeitransporter bäuchlings mit dem Kopf nach vorn auf den Boden gelegt und nicht angeschnallt haben.

Sechs Beamte angeklagt

Ende Mai wurden sechs Beamte angeklagt, unter anderem wegen fahrlässiger Tötung. Die Polizisten - drei Weiße und drei Schwarze - erklärten sich alle für unschuldig und müssen sich in getrennten Verfahren verantworten. Porter, für den der erste Prozess angesetzt worden war, ist Afroamerikaner.

Grays Tod wurde von vielen in den USA als neuer Fall tödlicher Polizeigewalt gegen unbewaffnete Afroamerikaner kritisiert und löste in Baltimore heftige Proteste aus. Bei den Unruhen im Frühjahr gingen Autos und Gebäude in Flammen auf. Hunderte Menschen wurden festgenommen.