Sorotschenko leitet ein internationales Expertenteam, das nach der Ursache des Absturzes der Maschine sucht. Dem Team gehören Experten aus Russland und Ägypten sowie aus Frankreich und Deutschland an.

Sowohl Kairo und Moskau als auch Fachleute bezweifelten eine Täterschaft der Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS). Deren ägyptischer Ableger hatte am Samstag auf seinem Twitter-Konto erklärt, er habe den Airbus A321 über der Sinai-Halbinsel abgeschossen.

Bei einer bewegenden Trauerzeremonie in der russischen Stadt St. Petersburg gedachten mehrere tausend Menschen der Opfer. Auf dem zentralen Platz vor dem historischen Winterpalast stiegen am Sonntag 224 weiße Ballons in den Himmel, viele Menschen zündeten Kerzen an.

Der Urlaubsflieger war am frühen Samstagmorgen vom Badeort Sharm el-Sheikh am Roten Meer nach St. Petersburg gestartet. Über der Sinai-Halbinsel brach 23 Minuten nach dem Start der Kontakt zur Maschine der russischen Fluggesellschaft Kogalimawija ab, die unter dem Namen Metrojet fliegt.

Die Wrackteile wurden rund hundert Kilometer südlich der Stadt Al-Arisch im bergigen Nordsinai gefunden. Nach Behördenangaben gab es keine Überlebenden. An Bord waren neben vier ukrainischen Insassen ausschließlich russische Passagiere sowie sieben Besatzungsmitglieder. Unter den Toten sind auch 17 Kinder, unter ihnen ein zehn Monate altes Mädchen. Die meisten der Toten sollten noch am Sonntag ins russische St. Petersburg überführt werden. An Bord des Flugzeugs waren vor allem Urlauber, die auf dem Rückweg nach St. Petersburg waren. In Russland galt am Sonntag Staatstrauer.

An der Absturzstelle im Wadi al-Solomat verbreiteten die kleinen verkohlten Wrackteile noch mehr als einen Tag später beißenden Brandgeruch. Einem an der Suche beteiligten Offizier zufolge wurden zunächst 163 Leichen geborgen. Die Suche wurde nach seinen Angaben von einem Umkreis von acht Kilometern auf 15 Kilometer ausgeweitet.

Aus Russland reisten Verkehrsminister Maxim Sokolow und Katastrophenschutzminister Wladimir Puschkow zur Unglücksstelle. Überdies sollten noch am Sonntag deutsche und französische Ermittler von Airbus in Ägypten eintreffen. Dies ist bei Flugunfällen, in die ein Airbus verwickelt ist, Routine.

Ein Vertreter der ägyptischen Flugaufsicht hatte zunächst gesagt, der Pilot habe zuletzt Probleme mit dem Kommunikationssystem gemeldet. Der für zivile Luftfahrt zuständige ägyptische Minister Mohammed Hossam Kamal widersprach diesen Angaben und erklärte, der Funkkontakt sei "normal" gewesen.

Ägyptens Ministerpräsident Sherif Ismail erklärte, Experten hätten versichert, dass die IS-Kämpfer nicht in der Lage seien, ein Flugzeug auf einer Höhe von 30.000 Fuß (rund 9.100 Meter) zu treffen. Auch Sokolow zeigte sich skeptisch. Die IS-Bekennerbotschaft sei "nicht exakt".

Aus Sicherheitsgründen kündigten Lufthansa, Emirates und Air France dennoch an, den Sinai zu umfliegen, bis die Hintergründe des Absturzes geklärt sind. Die Experten schlossen eine Bombe an Bord oder einen Abschuss durch eine Rakete nicht aus, sollte das Flugzeug in den Sinkflug gegangen sein. Ein technisches oder menschliches Versagen sei aber wahrscheinlicher.

In Russland wurde am Sonntag der Opfer gedacht. Vor öffentlichen Gebäuden war auf Halbmast geflaggt. Der Fernseh-Nachrichtensender Rossija 24 unterbrach regelmäßig sein Programm für Gedenkmomente. Gezeigt wurden aus dem Internet stammende Fotos lächelnder Opfer, die im Urlaub aufgenommen wurden. In St. Petersburg legten Trauernde im Ankunftsbereich des Flughafens Pulkowo Blumen und Plüschtiere nieder.