Nach dem tödlichen Amoklauf an einem College in Oregon werden immer mehr Details über den Täter bekannt. Wie die US-Behörden am Freitag mitteilten, besaß der Schütze legal 13 Waffen. Nachbarn beschrieben den jungen Mann als zurückgezogen. US-Präsident Barack Obama gab Kongressmitgliedern und anderen Politikern eine Mitschuld an der ausufernden Waffengewalt im Land.

Lizenzierte Händler

Es seien sechs Waffen des Schützen am Tatort gefunden worden sowie sieben weitere in dessen Wohnung, sagte Celinez Nunez von der US-Waffenkontrollbehörde ATF bei einer Pressekonferenz. Alle Waffen wurden demnach von lizenzierten Händlern verkauft. Was den 26-Jährigen zu der Amoktat am Donnerstag trieb, blieb weiterhin unklar. Er hatte im Umpqua Community College um sich geschossen und neun Menschen getötet sowie neun weitere verletzt. Bei einem Schusswechsel mit der Polizei wurde er selbst getötet.

Nach Behördenangaben handelt sich bei den Todesopfern um fünf Frauen und vier Männer zwischen 18 und 67 Jahren. Bezirks-Sheriff John Hanlin sagte, der Täter sei identifiziert, doch werde er seinen Namen nicht nennen, um dem Täter nicht diese Ehre zu erweisen. US-Medien zufolge handelte es sich um einen Mann namens Chris Harper Mercer. Ob er selbst an dem College eingeschrieben war, war zunächst unklar.

CNN berichtete unter Berufung auf die Ermittler, der Schütze habe bei der Tat handschriftliche Stücke bei sich gehabt, in denen er seinen Frust über das Alleinsein schilderte. Nachbarn beschrieben den Täter in der "New York Times" als ängstlich und schweigsam. Er habe bei seiner Mutter gelebt und sich stets im militärischen Stil gekleidet.

Mercers Halbschwester Carmen Nesnick sagte dagegen dem Sender CBS, ihr Halbbruder habe stets das Wohlergehen anderer an erste Stelle gesetzt, zudem sei er Religionen nicht feindselig gegenüber gestanden und selbst Christ gewesen. Medienberichten zufolge soll der Schütze gezielt auf Christen geschossen haben, was die Polizei aber nicht bestätigte. Die Organisation SPLC, die Gruppen beobachtet, die zum Hass aufrufen, erklärte hingegen, der Täter habe seine Opfer nach ihrer Religion ausgewählt.

Unterdessen wurde der 30-jährige Student Chris Mintz als Held gefeiert, weil er versuchte, sich dem Täter in den Weg zu stellen. Verwandte berichteten in US-Medien, Mintz habe den Schützen gebeten, nicht zu schießen und gesagt, dass sein Sohn an diesem Tag Geburtstag habe. Mintz selbst erlitt sieben Schussverletzungen. Er überlebte.

Obama machte am Freitag den Kongress in Washington mitverantwortlich für die Gewalt. Der Mangel an schärferen Kontrollen sei "eine politische Entscheidung", sagte er im Weißen Haus. Er werde immer wieder die Untätigkeit der gewählten Parlamentarier ansprechen.

Schießereien wie die in Oregon seien "nicht normal", sagte Obama. Er rief die Wähler dazu auf, künftig bei Wahlen die Haltung ihrer Kandidaten zu Waffengesetzen zu berücksichtigen. Im Kongress blockieren vor allem die Republikaner eine Verschärfung der Waffengesetze.

"Dinge passieren"

Obama wandte sich auch gegen Äußerungen des republikanischen Präsidentschaftsbewerbers Jeb Bush, der nach der Tat erklärt hatte, dass "Dinge passieren". Obama sagte, die Bürger sollten angesichts der häufigen Schießereien selbst entscheiden, ob sie dies als "Dinge" werteten, "die passieren". Eine Sprecherin von Bush erklärte, die Äußerungen seien aus dem Kontext gerissen worden und warf den Demokraten vor, "aus einer schrecklichen Tragödie einen beschämenden Vorteil" ziehen zu wollen.

Seit einem Massaker mit 26 Toten an einer Schule in Newtown 2012 gab es 142 Schießereien an US-Schulen. Nach Angaben der Website "Shootingtracker" gab es in diesem Jahr in den USA 296 Schießereien an 274 Tagen.