Ein heftiges Unwetter hat in der georgischen Hauptstadt Tiflis mindestens zwölf Menschen das Leben gekostet, 24 werden noch vermisst. Dutzende Raubtiere gelangten zudem aus dem zerstörten Zoo auf die Straßen. Sicherheitskräfte mit Spezialgewehren machten Jagd auf streunende Bären, Tiger und Löwen und erlegten mehrere Tiere, wie örtliche Medien am Sonntag berichteten.

Ein Nilpferd erkundete die Gegend in der Nähe seines Zoos. Es stapfte durch den Schlamm in den Straßen von Tiflis, vorbei an Autos, die teils bis zum Heck in einer Lawine aus Schutt und Erde steckten. Mit vereinten Kräften trieben und schoben mehrere Männer das Tier wieder in Richtung Zoo, wie in einem Video des TV-Senders 1. Kanal der Südkaukasusrepublik zu sehen war. Ein Nilpferd wurde mit einem gezielten Schuss betäubt.

Nach der Flucht der Raubtiere aus ihren Gehegen wollten die Behörden auf Nummer sicher gehen. Die rund 1,2 Millionen Einwohner von Tiflis sollten aus Sicherheitsgründen möglichst in ihren Wohnungen bleiben, teilte das Innenministerium mit.

Doch selbst die eigenen vier Wände boten nur bedingten Schutz. In der ersten Etage eines Wohnhauses spähte ein Bär vom Fenstersims aus in ein Apartment, wie auf einem Foto zu sehen war. Insgesamt suchten die Behörden zwischenzeitlich nach mehr als 30 Tieren, darunter auch ein Krokodil. Spezialkräfte erschossen auch einige gefährliche Tiere. Bei einem Kinderkrankenhaus erlegten sie dem Fernsehen zufolge sechs Wölfe.

Der Starkregen löste Erdrutsche und große Überschwemmungen in mehreren Stadtteilen aus. Ganze Wohnviertel wurden überflutet, Menschen von den Wassermassen mitgerissen. Mindestens zehn Personen galten Sonntagmittag noch als vermisst. Unter den Toten waren mehrere Mitarbeiter des Zoos. Es war zunächst unklar, ob die Opfer bei dem Unwetter ums Leben kamen oder von den Raubtieren getötet wurden.

"Sünden der Kommunisten" seinen Schuld

Präsident Georgi Margwelaschwili sprach den Angehörigen der Toten sein Beileid aus. Alles werde rasch wieder aufgebaut, versprach er. Das Finanzministerium sagte Hilfe in Höhe von umgerechnet knapp vier Millionen Euro zu. Regierungschef Irakli Garibaschwili sagte, die Überschwemmungen hätten "großen Schaden" angerichtet. Das Wasser zerstörte auch mehrere Gas- und Wasserleitungen in Tiflis. Der Zivilschutz der Ex-Sowjetrepublik mit rund 4,5 Millionen Einwohnern richtete einen Krisenstab ein. Für morgen Montag hat die georgische Regierung Staatstrauer ausgerufen.

Der georgisch-orthodoxe Patriarch Ilia II. machte in seiner Sonntagspredigt die "Sünden" der Kommunisten für die Katastrophe verantwortlich. Während der Sowjetzeit hätten sie Kirchenglocken eingeschmolzen und mit dem Erlös aus dem Verkauf des Metalls den Bau des Zoos finanziert. "Der Zoo wurde mit diesem Geld erbaut, auf dieser Sünde und daher kann er an diesem Ort nicht blühen", sagte das Oberhaupt der griechisch-orthodoxen Kirche. Eine Sünde bleibe niemals ohne Strafe.

Hilfe aus Russland

Russland bot dem Nachbarland Georgien bereits Hilfe bei der Beseitigung der schweren Schäden an. Zwei russische Flugzeuge und mehr als 100 Einsatzkräfte stünden zum Abflug nach Tiflis bereit, sagte Zivilschutzchef Wladimir Putschkow in Moskau.