Die Stadtverwaltung von Tokio muss mehreren Lehrern, die bei Schulabschlussfeiern die Nationalhymne nicht singen wollten und dafür bestraft wurden, eine Millionenentschädigung zahlen. Ein Bezirksgericht in der japanischen Hauptstadt urteilte am Montag, dass 22 Lehrer insgesamt umgerechnet rund vier Millionen Euro erhalten sollen.

Nationalistisch-militaristische Hymne

Ihnen war eine Weiterbeschäftigung nach Erreichen ihres Pensionsalters verweigert worden, obwohl entsprechende gesetzliche Regelungen für Lehrer dies vorsehen.

Die japanische Hymne "Kimigayo" sorgt wegen ihres von Kritikern als nationalistisch-militaristisch bezeichneten Textes immer wieder für Streit zwischen Pädagogen und der Schulverwaltung. Richter Toru Yoshida mahnte zu Fingerspitzengefühl im Umgang mit den Lehrern, denn "sie haben nach ihrer Überzeugung gehandelt". Die Zeremonie hätten sie nicht gestört. Die Stadtverwaltung habe "ihre Macht missbraucht".

Einer der Kläger, der 68-jährige Eishun Nagai, äußerte sich zufrieden mit der "großartigen Entscheidung, die den Lehrern in den Schulen ein bisschen Luft verschaffen könnte". Im Jahr 2012 hatte das oberste Gericht Japans geurteilt, dass es nicht verfassungswidrig sei, Lehrer zu bestrafen, die zur Hymne schwiegen oder sitzen blieben. Das Gericht mahnte die Behörden jedoch, keine Sanktionen zu verhängen, die über eine Rüge hinausgingen. Japans Regierungschef Shinzo Abe gilt als strammer Nationalist.