Fast ein ganzes Leben lang galt Luis Armando Albino als vermisst. Im Jahr 1951 wurde der damals sechsjährige Bursche entführt, als er im West Oakland Park mit seinem Bruder spielte. Eine fremde Frau soll den in Puerto Rico geborenen Albino auf Spanisch angesprochen und ihm Süßigkeiten versprochen haben. Das Kind geht mit ihr mit und verschwindet.

Entführung an die Ostküste

Der Bub wird an die Ostküste gebracht, wo er von einem Paar aufgenommen wird, das ihn wie ein eigenes Kind aufzieht. Seine Mutter glaubte bis zu ihrem Tod im Jahr 2005 daran, dass ihr Sohn noch lebt. Anfang 2024 stellte sich dann heraus, dass sie Recht behalten sollte. Denn seine heute 63-jährige Nichte, Alida Alequin, ließ sich nicht unterkriegen: Mithilfe eines DNA-Abstammungstests und alter Fotos konnte sie ihn gemeinsam mit den Behörden mehr als 70 Jahre nach der Entführung wiederfinden.

Sie machte den heutigen Vater und Großvater an der Ostküste ausfindig. Luis Armando Albino war vor seiner Pension als Feuerwehrmann und mit der US-Marine auch zweimal im Vietnam-Krieg aktiv. Im vergangenen Juni kam er dann nach Oakland, wo er seine Familie nach all den Jahren erstmals wiedersah.

Emotionales Treffen

In einem Interview mit der „Bay Area News Group“ erzählt seine Nichte, dass er sie umarmt und auf die Wange geküsst hat. „Danke, dass du mich gefunden hast“, sagte Albino zu ihr.

„Die Familie hat nie aufgehört, an ihn zu denken. Ich habe immer gewusst, dass ich einen Onkel habe. Meine Oma trug den Zeitungsartikel über seine Entführung immer in ihrer Geldbörse, hat immer über ihn gesprochen. Im Familienhaus ist immer ein Bild von ihm gehangen“, erzählte die 63-Jährige.

Umfassende Suchaktion

Das erste Indiz dafür, dass ihr Onkel noch leben könnte, fand Alida Alequin 2020. „Zum Spaß“ machte sie einen Online-DNA-Test, der eine 22-prozentige Übereinstimmung mit einem Mann ergab, der ihr Onkel sein könnte. Gemeinsam mit ihren Töchtern suchte sie im Internet nach Hinweisen und fand vielversprechende Fotos. In der Bücherei von Oakland las sie im Archiv alte Zeitungsartikel über Luis Armando Albino.

Die Ermittler haben zugestimmt, der Spur zu folgen und den Fall noch einmal zu öffnen. Dieses Mal waren auch das FBI und das kalifornische Justizministerium involviert. Auch wenn Albino jetzt gefunden wurde, bleiben genauere Details zur Entführung weiterhin unklar. Laut seiner Nichte habe er erzählt, dass er sich noch an den Tag der Entführung erinnern könne. Die Erwachsenen in seinem Leben hätten aber seine Fragen dazu damals nie beantwortet.

Alida Alequin hofft, dass ihr Erfolg auch andere Menschen ermutigen kann, die in einer ähnlichen Situation stecken: „Ich war immer entschlossen, ihn zu finden. Und wer weiß, vielleicht kann meine Geschichte anderen Familien helfen, die das Gleiche durchmachen. Ich würde sagen, gebt nicht auf.“