Eine Französin hat mehrere vor 81 Jahren von ihrer Großmutter entliehene Bücher an die Straßburger Universitätsbibliothek zurückgegeben. Marguerite Klein, eine damals 20 Jahre alte Studentin, hatte die fünf Bände über „Die wahre Johanna von Orléans“ 1943 ausgeliehen und mit in ihr Dorf genommen, wie ihre Enkelin der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Das Elsass war damals von Nazideutschland annektiert worden.

Die französische Sprache wurde unterdrückt, zahlreiche französische Bücher waren verbrannt worden. Als die Studentin die Bücher zurückgeben wollte, sei ihr Zug bombardiert worden, erzählte die Enkelin Anne Bauer der AFP. „Sie kam mit den Büchern unter dem Arm zu Fuß zurück ins Dorf“, sagte sie.

Nach Kriegsende zog Marguerite Klein nach Straßburg, wurde Englischlehrerin - und dachte nicht mehr an die ausgeliehenen Bücher. Später habe sie Sorge gehabt, dass sie eine Strafe zahlen müsste oder als Diebin gelten würde, erinnert sich ihre Enkelin. „Sie hat uns gesagt: Gebt sie nach meinem Tod zurück“, sagte Bauer. Im vergangenen Dezember starb ihre Großmutter im Alter von 100 Jahren. Ihre Enkelin kontaktierte schließlich die Universitätsbibliothek, um die Bücher zurückzugeben.

Pappschild „vermutlich verloren“ endlich entfernt

„Vielleicht hat die alte Dame die Bücher gerettet“, mutmaßte der elsässische Historiker Christoph Woehrlé. Während des Krieges wurden mehrere Standorte der Bibliothek zerstört, etwa 300.000 Bücher wurden vernichtet.

Die Bibliothekarin zeigte sich erfreut, dass sie das seit einer Inventur 1960 im Regal stehende Pappschild mit dem Hinweis „vermutlich verloren“ nun durch die Bücher ersetzen kann. „Die wahre Johanna von Orléans“ (Französisch: La vraie Jeanne d‘Arc“), die von 1890 an von einem Jesuiten herausgegeben worden war, ist nun wieder für interessierte Leser zugänglich - kann aber nur an Ort und Stelle gelesen werden.