Seinen Altersruhesitz in den Süden verlegen und das dolce vita genießen: Ein Traum für viele Pensionistinnen und Pensionisten. Dieser könnte künftig deutlich kostengünstiger werden. Denn Italien will Steuerbegünstigungen für ausländische Pensionisten einführen, die sich in jenen 138 Gemeinden in Mittelitalien niederlassen wollen, die bei den schweren Erdbeben 2016 und 2017 zerstört wurden. Davon sollen die Kommunen in den mittelitalienischen Apenninregionen Marken, Abruzzen, Umbrien und Latium profitieren, wie der Regierungsbeauftragte für den Wiederaufbau Guido Castelli gegenüber der römischen Tageszeitung „Il Messaggero“ (Montagsaugabe) bekannt gab.

Neun Jahre lang sollen Pensionistinnen und Pensionisten einen Steuersatz von lediglich sieben Prozent auf ihre Auslandsrente zahlen, wenn sie sich im Erdbebengebiet niederlassen. Damit will die Regierung zu einer Wiederbevölkerung der Gegend beitragen. „Hier können Pensionisten ein außerordentlich angenehmes Klima genießen, die Gemeinden sind sicher, das Gesundheitswesen funktioniert und die Lebenskosten sind niedriger als anderswo in Italien. In einer Stunde Autofahrt erreicht man sowohl Berge als auch Strände“, betonte Castelli.

Mittelitalien soll neues Portugal werden

Die Regierung will jetzt eine Kampagne starten, um ihre Pläne im Ausland bekannt zu machen. Das ehemalige Erdbebengebiet soll zum neuen Portugal werden, in dem sich Rentner niederlassen, meinte Castelli. Die Regierung von Premierministerin Giorgia Meloni plant mit den Gemeinden eine Zählung der freien Wohnungen und Häuser im ehemaligen Erdbebengebiet. „Wir wollen sie vermieten oder verkaufen, damit jene Personen, die zu uns ziehen, sie übernehmen können“, erklärte der Regierungskommissar. Ziel sei, der Abwanderung aus der Gegend entgegenzuwirken.

In Italien haben sich in den Jahren 2016 und 2017 zahlreiche Erdbeben ereignet. Die Serie in Mittelitalien hat Schäden von 23 Milliarden Euro verursacht. Das schwerste Erdbeben ereignete sich am 24. August 2016 und hatte eine Stärke von 6,2. Das Epizentrum lag zwischen den Gemeinden Accumoli und Arquata del Tronto in den Regionen Latium und Umbrien. Das Erdbeben war von Neapel bis Kärnten zu spüren. 299 Menschen kamen ums Leben, die meisten im Ort Amatrice. 65.000 Menschen wurden obdachlos.