Mehr als Zweidrittel ihres Lebens saß Sandra „Sandy“ Hemme im US-Bundesstaat Missouri unschuldig im Gefängnis. Die heute 63-Jährige war 1980 für den Mord an einer Bibliotheksmitarbeiterin in St. Joseph, Mossouri verurteilt worden. Doch inzwischen ist klar, den Mord hat sie nie begangen, sie saß unschuldig für mehr als 40 Jahre im Gefängnis. So lange saß in den USA noch nie eine Frau unschuldig hinter Gittern. Am 19. Juli 2024 durfte sie

Das Bezirksgericht in Livingston County, Missouri, entscheid, dass es „klar und überzeugende Beweise“ gebe, dass sie den Mord nicht begangen hat. Die damals 20-Jährige hatte auf schuldig plädiert, um der Todesstrafe zu entgehen, und war zu einer lebenslangen Haft verurteilt worden. Der einzige Beweis für ihre angebliche Tat war ihr Geständnis.

Dieses habe sie jedoch, so ihre Anwälte der Organisation „Innocence Project“, unter dem Einfluss starker Medikamente getätigt. Hemme hatte seit ihrer Jugend mit psychischen Problemen zu bekämpfen, war seit ihrem 12. Lebensjahr wegen Halluzinationen und Drogenkonsums stationär in psychiatrischer Behandlung. Während ihrer Vernehmung waren ihren Aussagen widersprüchlich und Hemme zum Teil so stark unter Medikamente gesetzt, dass sie nicht einmal in der Lage gewesen sein, ihren Kopf hochzuhalten. Das bestätigten auch die Ermittler von damals.

Polizei hielt belastende Beweise gegen Kollegen zurück

Laut ihrer Anwälte gibt es „keine Zeugen, die Frau Hemme mit dem Mord, dem Opfer oder dem Tatort in Verbindung bringen. Sie hatte kein Motiv, dem Opfer zu schaden, und es gab auch keine Beweise dafür, dass sich die beiden jemals getroffen hatten. Es gab auch keine physischen oder forensischen Beweise, die Frau Hemme mit dem Mord in Verbindung brachten. Die einzigen Beweise, die Frau Hemme jemals mit dem Verbrechen in Verbindung brachten, waren ihre eigenen unzuverlässigen und falschen Geständnisse: Aussagen, die ihr abgenommen wurden, während sie in der staatlichen psychiatrischen Klinik behandelt wurde und ihr zwangsweise Medikamente verabreicht wurden, die buchstäblich ihren Willen überwältigen sollten.“

Gleichzeitig habe die Polizei von St. Joseph Beweise zurückgehalten, die einen ihrer Mitarbeiter belasteten. Der bereits 2015 verstorbene Polizist wurde am Tag nach dem Mord mit der Kreditkarte des Opfers angetroffen. Außerdem wurde sein Wagen zum Zeitpunkt des Mordes in der Nähe des Hauses des Opfers gesehen, und er wurde dabei erwischt, wie er die Ohrringe des Opfers in seiner Wohnung versteckte, argumentierten Hemmes Anwälte. Der Bezirksrichter gab diesen schließlich statt und hob das Urteil auf.