Hat Thomas, die kleine Lokomotive, etwa ein paar seiner Freunde nach Boston geschickt? Ist man aktuell auf den Straßen der US-Metropole unterwegs, könnte man das tatsächlich vermuten. Denn von ein paar U-Straßenbahnen und einem Zug ernten die Leute momentan schiefe Blicke.

Die Idee zu dieser Aktion stammt von der Bürgerinitiative „Googly Eyes on the MBTA“. Schlechter Stimmung aufgrund eines verspäteten Verkehrsmittels oder auch einfach aufgrund eines schlechten Tages soll damit entgegengewirkt werden. Die örtliche Verkehrsbehörde - Massachusetts Bay Transportation Authority (MBTA) - kam der Forderung nach und klebte Ende Juni zunächst einmal auf fünf Schienenfahrzeuge (vier der grünen U-Straßenbahnlinie und einen Pendlerzug) die Kulleraugen.

„Der Zug fühlt sich schlecht“

„Wenn T-Züge Verspätung haben, können die Menschen wenigstens in die Augen des Zuges schauen, wenn er endlich ankommt, und etwas Liebe und Verständnis in ihren Herzen spüren“, schrieben die Organisatoren von „Googly Eyes on the MBTA“ in einem Statement im April. „Der Zug will nicht zu spät kommen“, führten sie weiter aus. „Er fühlt sich schlecht, wenn er zu spät kommt.“

Um kein Sicherheitsrisiko einzugehen, handelt es sich bei den Augen nur um Sticker und keine beweglichen Kulleraugen, wie man sie aus diversen Bastel- und Werkstunden in der Schule kennt. Bedenken, dass diese Aktion den Steuerzahlern zu viel Geld kosten würde, seien deshalb auch nicht nötig. „Ein paar Dollar“ hätte jeder Aufkleber gekostet, berichtete Ryan Coholan, Betriebsleiter der Verkehrsbehörde, laut der „New York Times“. Finanziell gesehen nichts im Vergleich zu dem fast 25 Milliarden Dollar teuren Modernisierungs- und Reparaturstau bei der T-Linie, wie die Bürgerinitiative hervorstrich.

Auch Thomas, die kleine Lokomotive, begeisterte die (vorwiegend) jungen Leute mit seinem freundlichen Gesicht
Auch Thomas, die kleine Lokomotive, begeisterte die (vorwiegend) jungen Leute mit seinem freundlichen Gesicht © IMAGO / Universal / Courtesy Everett Collection

Fünf Augenpaare kleben aktuell auf den Öffis, sechs weitere würden in einem Briefumschlag in seinem Büro noch darauf warten, einer Bim oder einem Zug ein Gesicht zu verleihen.

Die Idee der Öffi-Kulleraugen kam übrigens Arielle Lok, einer Co-Organisatorin der Bürgerinitiative. Sie ist gebürtige Kanadierin aus Vancouver. In ihrer Heimatstadt ist es bereits seit längerer Zeit Tradition, dass Busse in der Weihnachtszeit eine rote Nase montiert bekommen. Die „Rentier Rudolph“-Busse sollen die Einwohner der Westküsten-Metropole so richtig in Weihnachtsstimmung bringen und werden für diverse Charity-Aktionen genutzt.