Deutschland steht unter Schock - und dieser konzentriert sich in der ansonsten sehr beschaulichen Kleinstadt Bad Oeynhausen. Am vergangenen Wochenende wurde der 20-jährige Philippos nach einem Ball im Kurpark zu Tode geprügelt. Im Kaiserpalais mitten im Park feierten knapp 100 Abiturienten des Mindener Ratsgymnasiums ihren Schulabschluss, niemand ahnte zu dem Zeitpunkt, welch tragischen Ausgang die fröhliche Feier nehmen sollte.

Philippos (20), der Bruder einer Abiturientin, besuchte den Ball zusammen mit seiner Schwester. Gegen 1.30 Uhr kam es zur Eskalation. Augenzeugen berichten, dass der 20-Jährige und sein 19 Jahre alter Begleiter in der Tatnacht im Kurpark in Bad Oeynhausen mit einer zehnköpfigen Gruppe von Männern in Streit geraten seien. Der Hauptverdächtige sei bei dem „Streitgespräch“ laut Zeugen „plötzlich“ und „frontal“ auf Philippos gestürzt. Der sei in der Folge nach hinten umgefallen und mit dem Hinterkopf auf dem harten Boden aufgeschlagen, berichtet „Welt“ unter Berufung auf einen internen Polizeibericht: „Der nunmehr über dem Geschädigten sich befindende Tatverdächtige schlägt mehrfach mit der Faust gegen den Kopf.“ Laut Zeugen hätten die Schläger zuvor seine Tasche geklaut und in den Kurparksee geworfen.  Die Männer sollen auf ihre Opfer eingeschlagen und eingetreten haben. Einer habe den 20-Jährigen danach von der Gruppe weggezerrt und weiter schwer attackiert. Der 19-Jährige war leicht verletzt worden.

Verdächtiger festgenommen

Eine Mordkommission ermittelt in dem Fall wegen Totschlags und gefährlicher Körperverletzung. Sie fahndete nach einem südländischen, 176 Zentimeter großen Mann mit Oberlippen- und Kinnbart in neon-oranger Adidas-Trainingsjacke. Inzwischen konnte der laut Polizei mutmaßliche Haupttäter festgenommen werden. Es handelt sich um einen 18-jährigen Mann, der der Polizei bereits wegen früherer Delikte bekannt ist. Der Verdächtige wurde an seiner Wohnadresse verhaftet und in Untersuchungshaft genommen. Laut Staatsanwaltschaft wird derzeit geprüft, ob weitere Personen an der Tat beteiligt waren und welche Motive hinter der Gewaltattacke stecken.

Die Nachricht von Philippos‘ Tod hat die Bewohner von Bad Oeynhausen tief getroffen. Viele kannten den jungen Mann persönlich oder aus dem öffentlichen Leben. Bürgermeister Hans Meier äußerte sich in einer emotionalen Rede und bat die Bürger darum, „Augenmaß“ zu bewahren. „Es ist wichtig, dass wir jetzt zusammenstehen und die Ermittlungen der Polizei abwarten. Gewalt und Hass dürfen in unserer Gemeinschaft keinen Platz haben,“ sagte Meier sichtlich bewegt.

Auch Philippos Vater äußerte sich gegenüber den Medien: „Wir können es nicht fassen, dass uns so etwas widerfahren ist“, sagt Dimitri T. zu „Bild“. Und: „Ich kann nicht glauben, dass er weg ist.“ Er verstehe nicht, wie ein Mensch so lange auf jemanden einschlagen könne, bis er so schwer verletzt sei wie sein Sohn. Er sei immer friedvoll und hilfsbereit gewesen, habe sich für andere mehr als für sich selbst stark gemacht und „ist immer für die Schwachen eingetreten“: „Er war einfach der beste Sohn.“ Die Mutter plädierte via Medien an die Mittäter, sich zu stellen.

Auch der Direktor der Schule, die Philippos besucht hatte, meldete sich zu Wort. „Wir sind zutiefst erschüttert über den Verlust eines so jungen Lebens. Philippos war ein geschätzter Schüler und Freund vieler. Wir werden ihm in unserer Schulgemeinschaft ein ehrendes Andenken bewahren,“ sagte Direktorin Sabine Müller. An der Schule wurden Trauerkerzen aufgestellt und ein Kondolenzbuch ausgelegt, in das sich Mitschüler und Lehrer eintragen können. Eine Mitschülerin veröffentliche in Gedenken an den Freund ein Foto:

Die Polizei arbeitet intensiv daran, die genauen Umstände des Vorfalls zu klären. Es werden weiterhin Zeugen befragt und Videomaterial ausgewertet. In der Zwischenzeit bereitet sich die Gemeinde auf die Trauerfeier für Philippos vor, die in den kommenden Tagen stattfinden soll. Die brutale Tat hat die Diskussion über Gewaltprävention und die Rolle von Sicherheit bei öffentlichen Veranstaltungen neu entfacht. Viele Bürger fordern verstärkte Sicherheitsmaßnahmen und eine stärkere Präsenz der Polizei bei solchen Ereignissen.

Die Familie des Opfers erhält Unterstützung aus der gesamten Region. Zahlreiche Beileidsbekundungen und Spendenaktionen wurden ins Leben gerufen, um die Familie in dieser schweren Zeit zu unterstützen.