Inmitten der Tragödie gibt es auch einen Funken Hoffnung: Lokale Medien in Papua-Neuguinea berichtetn, dass es trotz der großen Verwüstung, die ein Erdrutsch am frühen Freitag im Hochland des nördlich von Australien gelegenen Inselstaates ausgelöst hat, zwei Überlebende gebe. Die Helfer, die sich durch teilweise bis zu acht Meter hohe Erd- und Geröllmassen wühlen müssen und dabei mit Schaufeln und bloßen Händen graben, sollen ein Paar lebend aus den Trümmern geborgen haben. Ihr Haus soll sich am Rande des betroffenen Gebietes befinden, in dem mindestens 670 Menschen ums Leben gekommen sein sollen.

Laut des lokalen Senders NBC hatten Rettungskräfte ihre Hilferufe gehört. Gegenüber dem lokalen Medium, das die Agentur Reuters zitierte, sagten Johnson und Jacklyn Yandam, dass sie sehr dankbar seien. Sie bezeichneten ihre Rettung als ein Wunder. „Wir danken Gott, dass er in diesem Moment unser Leben gerettet hat“, sagte Jacklyn Yandam. „Wir waren uns sicher, dass wir sterben würden, aber die großen Steine ​​haben uns nicht zerquetscht.“ Derweil berichtet das lokale Nachrichtenmedium „Post Courier“, wie ein Vater versucht habe, seine zwei Kinder zu retten und dabei gemeinsam mit ihnen verschüttet wurde. Die Mutter scheint die einzige Überlebende der Familie zu sein.

Todeszahlen könnten deutlich höher sein

Die Verzweiflung vor Ort ist groß: So schickte der lokale Anwalt Andrew Ruing dem australischen Sender ABC ein Video vom Unglücksort, in dem zu sehen ist, wie Männer versuchen, mit rudimentären Instrumenten durch die Trümmer zu graben. „Während wir sprechen, liegen dort weitere 300 Menschen begraben. Die Jungs kämpfen“, sagte er dem Sender. „Sie benutzen keine Bulldozer oder ähnliches … sie versuchen, große Steine ​​mit Stöcken zu entfernen.“ Das Land brauche wirklich Hilfe.

Laut lokalen Medienberichte ereignete sich die Tragödie wohl gegen 3 Uhr am Freitagmorgen, als die meisten Menschen in ihren Häusern waren und schliefen. Kurz nach dem Unglück war zunächst noch die Rede von rund 100 Toten gewesen, doch am Sonntag wurden die Zahlen drastisch nach oben korrigiert. Laut der UN-Organisation für Migration (IOM) könnten mindestens 670 Menschen ihr Leben verloren haben. Der „Post Courier“ schrieb am Montag dann jedoch, dass 2000 der insgesamt 3000 Dorfbewohner vermisst seien. Auch die Katastrophenschutzbehörde des Landes soll in einem Brief an die UN geschrieben haben, dass „mehr als 2000 Menschen“ unter den Trümmern begraben sein könnten, wie ABC berichtete.

Schwierige Bergungsarbeiten

Auch mehrere Tage nach dem Unglück ist die Situation nach wie vor gefährlich. Erst am Sonntag berichtete Serhan Aktoprak, IOM-Ansprechpartner in Papua-Neuguinea, der ABC, wie er mit Kollegen vor Ort gesprochen habe, die sich in genau diesem Moment selbst in Sicherheit bringen mussten, weil „ununterbrochen Steine ​​herabfallen und das Land weiter abrutscht“. Sämtliche umliegende Häuser mussten aufgrund der Gefahr evakuiert werden. Das heisst, mehr als tausend weitere Menschen haben ihr Zuhause verloren. Zudem wurden Gesundheitszentren, eine Tankstelle, eine Schule und ein Gästehaus unter den Erd- und Geröllmassen begraben.

Die Bergungs- und Rettungsarbeiten gestalten sich zudem schwierig, da die Region schwer erreichbar ist. Es gibt nur eine größere Straße in die Provinz Enga und anscheinend ist auch diese in Teilen verschüttet. Zudem ist Papua-Neuguineas Hochland eine hochgefährliche Region. Bei Stammeskämpfen kommt es regelmäßig zu Toten. Erst am Samstag kamen acht Einheimische bei Kämpfen zwischen zwei rivalisierenden Clans ums Leben, rund 30 Häuser und mehrere Geschäfte wurden niedergebrannt. Anfang des Jahres kam es in der Region zu einem regelrechten Massaker mit Dutzenden Toten. Die Helfenden hoffen jedoch, dass die verfeindeten Stämme Hilskonvois in die betroffene Region nicht angreifen werden.

Australien schickt Hilfe

Australiens Premierminister Anthony Albanese schrieb am Wochenende auf der Plattform X, dass alle Australier nach dem schrecklichen Erdrutsch um ihre „Brüder und Schwestern in Papua-Neuguinea trauern“ würden. Er sprach den Betroffenen sein tiefstes Beileid aus und betonte: „Australien ist bereit zu helfen.“ Australien ist eng mit Papua-Neuguinea verbunden und unterstützt das Nachbarland mit großzügigen Hilfsgeldern.

Am Montag bestätigte der australische Verteidigungsminister Richard Marles gegenüber ABC Radio dann, dass es bereits Gespräche mit Papua-Neuguinea darüber gebe, welche Hilfe das Land benötige. Australien verfüge über Lufttransportkapazitäten, um Menschen dorthin zu bringen, und es gebe möglicherweise noch andere Ausrüstung, die für die Suche und Rettung eingesetzt werden könnte. All dies werde gerade vor dem Hintergrund besprochen, dass sich das Unglück „in einem sehr abgelegenen Teil des Landes ereignet“ habe.