Es zählt zu den bekanntesten Gemälden der Welt: die „Mona Lisa“. Sicherlich jeder Millimeter des Bildes, das Leonardo da Vinci 1503 malte, wurde in den vergangenen Jahrhunderten wissenschaftlich untersucht. Doch eine Frage blieb bisher ungeklärt. Welche Landschaft ist im Hintergrund des Bildes zu sehen?

Geht es nach der Geologin und Kunsthistorikerin Ann Pizzorusso ist das Geheimnis um die Landschaft nun gelüftet. Viele Mythen, Legenden und angebliche wissenschaftliche Beiweise ranken sich um die Landschaft, vor der „La Gioconda“ gemalt wurde. Die Romito-Brücke in Laterina in der toskanischen Provinz Arezzo soll es sein, Bobbio in der Emilia-Romagna oder aber doch nur eine Da Vincis entsprungene Fantasielandschaft. Alles falsch, wie Pizzorusso jetzt gegenüber dem britischen „Guardian“ sagte. Der Forscherin zufolge wurde die „Mona Lisa“ vor der Landschaft der norditalienischen Region Lecco gemalt.

„Mona Lisa“ bisher zu einseitig betrachtet

Für Pizzorusso sind die Übereinstimmungen jedenfalls unverkennbar. „Ich freue mich sehr darüber. Ich habe wirklich das Gefühl, dass das ein Volltreffer ist“, äußerte die Wissenschaftlerin gegenüber dem „Guardian“. In der Vergangenheit stand vor allem die Brücke, die im Hintergrund des Bildes zu sehen ist, im Fokus der Landschafts-Bestimmung. Eine zu einseitige Sichtweise, wie die Kunsthistorikerin betont. Schließlich habe es derartige Bogenbrücken zur Entstehungszeit der „Mona Lisa“ Anfang des 16. Jahrhunderts überall in Italien und Europa gegeben. Es sei daher unmöglich, nur aufgrund der Brücke eine Identifizierung vorzunehmen. Sie richtete ihr Augenmerk daher auch auf die Geologie.

Der Perspektivenwechsel sei für sie ausschlaggebend gewesen, die Region zu identifizieren. „Geologen schauen nicht auf Bilder und Historiker schauen nicht auf die Geologie“, wird Pizzorusso zitiert. Man könne jedem Geologen das Bild zeigen, und diese würden ihre Aussage untermauern, gibt sie sich überzeugt. Das vorherrschende Gestein in Lecco ist Kalkstein und auch Leonardo habe in der „Mona Lisa“ grau-weiße Felsen gemalt. Für die Geologin und Renaissance-Expertin ein perfektes Match. Historisch verbürgt ist jedenfalls in Leonardos Notizbüchern, dass da Vinci viel Zeit damit verbracht hat, die Landschaft um Lecco zu erkunden.