Bei einer Verletzung greifen Menschen zu Salben, Pflastern und Medizin. Doch nicht nur der Mensch hat die Fähigkeit, sich in gewissen Grenzen selbst zu versorgen – auch einige Tiere wissen, zu welchen Mitteln sie greifen, um den Heilungsprozess einzuleiten.
Von Forschern wurde nun erstmals dokumentiert, dass ein Sumatra-Orang-Utan eine Wunde in seinem Gesicht aktiv mit einer Heilpflanze behandelt hat. Das Männchen mit dem Namen „Rakus“ hatte einige Tage nach einer Verletzung, die es im Kampf mit einem Artgenossen erlitten hatte, Blätter einer Liane abgerissen, darauf herumgekaut und den Saft mehrere Minuten lang wiederholt auf die Gesichtswunde aufgetragen.
Die zur Heilung verwendete Liane (Fibraurea tinctoria) ist für ihre schmerzstillende und fiebersenkende Wirkung bekannt und wird in der traditionellen Medizin zur Behandlung verschiedener Krankheiten wie etwa Malaria eingesetzt. „Als letzten Schritt bedeckte er die Wunde vollständig mit den zerkauten Blättern“, berichtet die Biologin Isabelle Laumer. Die Wunde habe sich in fünf Tagen geschlossen und sei binnen eines Monats vollständig verheilt.
Blätter gegen Darmparasiten
Auch andere Menschenaffen nutzen die Heilkraft von Pflanzen. Wenn Schimpansen Darmparasiten haben, fressen sie etwa die Blätter der Aspilia-Pflanze, die mit dem Gänseblümchen verwandt ist. Im Verdauungstrakt verwickeln sich die Würmer dann in den Haaren der Blätter und können so ausgeschieden werden. Die Affen nutzen die Blätter, die sie ungekaut hinunterschlucken, vor allem zur Regenzeit, wenn die Infektionsgefahr mit Parasiten besonders hoch ist. Weiters wurde vor kurzem beobachtet, wie eine Schimpansengruppe Insekten auf Wunden auftrug.
Delfine wissen ebenfalls sich selbst zu helfen. Bei Hautkrankheiten reiben sie sich an einer Koralle, die einen speziellen Schleim absondert. Dieser wirkt wie eine Hautcreme gegen Irritationen. Weil Delfine keine Arme haben, ist es naheliegend, dass sie sich auf diese Weise pflegen, dafür reihen sie sich hintereinander ein und schwimmen über die Koralle. Der Schleim der Gorgonie hat antibakterielle, antioxidante, aber auch hormonell wirksame Substanzen. Für Delfine ist eine gesunde Haut unerlässlich. Eine elastische Schicht hilft außerdem dabei, den Reibungswiderstand kleinzuhalten.
Um einen angenehmen Winterschlaf zu haben, fressen Alaskas Braunbären scharfkantiges Riedgras. Damit versuchen sie, Bandwürmer loszuwerden. Würmer sind aber nicht die einzigen Parasiten, mit denen die Bären zu kämpfen haben. Damit sie vor Fliegen oder Gelsen geschützt sind, graben die Tiere die Osha-Wurzel aus und zerkauen sie. Das Gemisch aus Wurzel und Speichel wird dann im Pelz verteilt. Ein selbstgemachter Mückenschutz, der das Ungeziefer fernhält.