Sarah „Smac“ McCreanor ist das „Hydraulic Press Girl”. Die in Brisbane geborene Performancekünstlerin, Schauspielerin, Tänzerin und Choreografin lebt seit über zehn Jahren in Los Angeles und hat mit ihren Slapstick-Videos im Internet über eine Milliarde Klicks gesammelt.

Die Künstlerin, die schon in rund 75 Werbespots mitgewirkt hat, hat sich einen Namen mit viralen Videos gemacht, in denen sie „zerquetscht“ wird – nicht wirklich natürlich, sondern imitiert. Sie stellt Objekte nach, die in einer hydraulischen Presse zerstört werden, beispielsweise eine Avocado, eine Dose, eine Chipspackung, ein Schaumkuss oder ein Tischtennisball. Beide Aufnahmen stellt sie nebeneinander – das tatsächliche „Quetschvideo“ versus ihre Performance, die sie im Nachhinein aufgenommen hat. Sie verwendet das gleiche Format in anderen Videos, beispielsweise in ihrer Chicken-Club-Serie, in der sie mit ihren Freunden tanzende Hühner nachahmt. Im Interview berichtet die Australierin, wie sie sich schon als Kind, aber ganz besonders seit es soziale Medien gibt, ein Spiel daraus gemacht habe, Tiere, Gegenstände und Geräusche in einen Tanz zu verwandeln. „Es fügt unerwartete Ebenen zu etwas bereits Vertrautem hinzu“, meinte sie.

Von TikTok in die Kunstausstellung

Die visuelle Täuschung gelingt ihr nicht nur durch ihre extreme Beweglichkeit und ihr tänzerisches und choreografisches Talent, sondern auch, indem sie sich farblich möglichst genauso kleidet wie das zerquetschte Objekt. Also in roten und gelben Kleidern, wenn sie eine Chipspackung zerquetscht, weiß und schwarz beim Schaumkuss und grün bei der Avocado. Letztere Folge zählt dann auch zu den beliebtesten der 180 Videos, die sie bisher gedreht hat. Ebenfalls populär ist das Zerquetschen des australischen Brotaufstrichs Vegemite, ein Hefeextrakt, der in Australien gerne mit Butter oder Käse kombiniert wird.

Videos mit hydraulischen Pressen seien ein relativ bekanntes und gut angenommenes Phänomen im Internet, meinte die Künstlerin. Ihre Version davon sei nun „eine moderne Interpretation der Performance-Kunst, die jeder verdauen kann“. Das Konzept sei „überraschend und seltsam befriedigend“ und mache Lust, es immer wieder anzusehen. Mit ihren Slapstick-Videos hat sie über die vergangenen Jahre ein großes Publikum aufgebaut: Auf der Kurzfilmplattform TikTok hat sie mehr als 2,6 Millionen Follower, auf Instagram über 590.000 und ihren YouTube-Kanal haben 1,6 Millionen abonniert. Insgesamt wurden ihre Videos mehr als eine Milliarde Mal aufgerufen. Jetzt hat McCreanors Werk es zudem noch ins Museum geschafft – oder besser gesagt in die Ausstellung NGV-Triennale in Melbourne.

In Pandemiejahren Kreativität freien Lauf gelassen

Die Australierin besuchte schon in ihrer Kindheit Tanz- und Schauspielkurse. Als Teenager verlagerte sie ihren Schwerpunkt dann vom Tanz auf die Komödie, auch Slapstick liebte sie schon seit jeher. Mit 19 Jahren bekam sie eine Rolle in der Bühnenproduktion von „Drachenzähmen leicht gemacht“. Sie spielte die kriegerische Prinzessin Astrid. Die internationale Tournee führte sie letztendlich auch nach Los Angeles, wo sie sich entschied, zu bleiben.

McCreanor bewarb sich für Rollen in Fernsehwerbespots und Musikvideos und verbrachte die nächsten zehn Jahre damit, ununterbrochen zu arbeiten. All das änderte sich, als die Coronapandemie 2020 ausbrach und Hollywood quasi über Nacht stillstand. Plötzlich hatte sie viel Zeit und ließ wieder ihrer Kreativität freien Lauf, wie einst zu Schulzeiten. Von den zahlreichen Videos, die sie in dieser Zeit produzierte, war es letztendlich das „Hydraulic Press Girl“, das den Durchbruch schaffte und zum viralen Hit wurde.

Dadurch wurde auch die Ausstellung in Melbourne auf die Künstlerin aufmerksam. Vonseiten der NGV-Triennale in Melbourne heißt es, McCreanor habe eine Online-Präsenz, die Performance-Kunst und Content-Erstellung miteinander verbinde – auch wenn nicht jeder es sofort als Kunst erkenne, wenn er sich die Videos zum ersten Mal online anschaue. Doch es würde ihr gelingen, die Zerstörung jedes Objekts überzeugend durch Bewegung zu interpretieren und damit „die Illusion von Chaos zu schaffen, die durch die vollständige Kontrolle ihres Körpers hervorgerufen“ werde. Sie schaffe Werke, die Erwartungen auf den Kopf stellen und gleichzeitig den differenzierten Arten der Online-Kommunikation der Menschen treu blieben.

Das Publikum scheine aber nicht nur online, sondern auch vor Ort in der Galerie „fasziniert und amüsiert“ zu sein, freute sich die Künstlerin. Genau das habe sie sich auch erhofft. „In einer prestigeträchtigen Kunstgalerie würde man normalerweise nicht erwarten, dass Leute über das Kunstwerk lachen“, meinte sie. Doch genau das passiere bei ihrer Kunst und es fühle sich „im besten Sinne unorthodox“ an.