Die Narren sind los – und zwar rund um den Erdball. Nein, es geht hier nicht etwa um gewisse Protagonisten der Geopolitik, sondern um die fünfte Jahreszeit, wie die Karnevalssaison auch genannt wird. In der Zeit, in der gerade das Unernste besonders ernst genommen wird, lohnt sich ein Blick auf die enorme Vielfalt der Bräuche und Traditionen dieses bunten Treibens.Einer der spektakulärsten Orte dafür ist Brasilien. Insbesondere in Rio de Janeiro mit der weltberühmten Parade der besten Sambaschulen, die am Sonntag vor Zehntausenden begeisterten Zuschauern im Sambodrom über die Bühne ging. In der ganzen Stadt feiern bis zu zwei Millionen Menschen auf den Straßen, es ist der größte Karneval der Welt, dieses Jahr dauert er noch bis zum 14. Februar. Ein Wermutstropfen: Die Parade fand heuer vor dem Hintergrund einer Dengue-Fieber-Epidemie statt. In dem südamerikanischen Land gibt es bereits rund 50 bestätigte Todesfälle in Folge der Tropenkrankheit. Rio hat den Gesundheitsnotstand ausgerufen, Moskitospray wird an die Zuschauer der Karnevalsumzüge verteilt. Der Stimmung tut das aber keinen Abbruch.

Ähnlich traditionsreich ist der Karneval in Venedig mit seinen charakteristischen prunkvollen Masken. Die Festivitäten, die sich allmählich dem Ende nähern, stehen heuer im Zeichen des Reisenden Marco Polo. Der Seefahrer und Entdecker starb vor 700 Jahren. Weil man Hochwasser befürchtete, wurde das Dammsystem Mose aktiviert. Der Scirocco, ein starker und warmer Wind, der von der Sahara über das Mittelmeer weht, drohte Gezeitenhöchststände von über einem Meter zu verursachen.

In Frankreich ist heute Mardi Gras. Der „fette Dienstag“ bildet wie in vielen anderen Ländern den Höhepunkt des Karnevals. Eine besonders skurrile Tradition kann man in Dünkirchen im Norden des Landes beobachten. Beim „Jet de Harengs“ werfen der Bürgermeister und die Stadträte Heringe vom Balkon des Rathauses auf die feiernde Menschenmenge. Die Feierlichkeiten zählen zum immateriellen Weltkulturerbe der Unesco.

Der in Österreich, Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen übliche Begriff „Fasching“ geht auf das mittelhochdeutsche Wort „vaschanc“ zurück, was Fastenschank bedeutet – der letzte Ausschank alkoholischer Getränke vor der Fastenzeit. In anderen Teilen des deutschsprachigen Raums feiert man dagegen Fastnacht – mit Ausnahme des Rheinlands, hier heißt es nämlich Karneval. Am gestrigen Rosenmontag fanden viele traditionsreiche Umzüge statt – auch politische Botschaften haben dabei Tradition und standen heuer besonders hoch im Kurs. Das größte Spektakel präsentierte sich vor Hunderttausenden Zuschauern in Köln beim gestrigen Rosenmontagsumzug mit mehr als 10.000 Teilnehmern und mit einer Gesamtlänge von achteinhalb Kilometern.