Rund 60 französische Kunstschaffenden haben öffentlich ihre Unterstützung für den Schauspieler Gérard Depardieu bekundet, gegen den Vergewaltigungs- und Missbrauchsvorwürfe erhoben wurden. In einem im "Figaro" veröffentlichten Text sprachen sie von einer "Lynchjustiz" und beklagten den "Hass, der sich über seine Person ergießt". Es gebe im Fall Depardieu ganz klar eine "Missachtung der Unschuldsvermutung".
Zu den Unterzeichnern gehören unter anderem der Regisseur Bertrand Blier, der Schauspieler Pierre Richard und die Sängerin und ehemalige französische First Lady Carla Bruni. "Gérard Depardieu ist wahrscheinlich der größte aller Schauspieler. Der letzte Superstar des Kinos", heißt es in dem Beitrag: "Wenn man Gérard Depardieu auf diese Weise angreift, ist das ein Angriff auf die Kunst." Unsere Zeit sei für immer von der "unauslöschlichen Spur seines Werks" geprägt, schrieben Depardieus Unterstützer weiter. "Der Rest, alles andere, betrifft die Justiz; nur die Justiz. Ausschließlich."
„Schande für Frankreich“
Die französische Kulturministerin Rima Abdul Malak hatte Depardieus Verhalten gegenüber Frauen erst vor einigen Tagen als "Schande für Frankreich" bezeichnet und seinen Ausschluss aus der Ehrenlegion eingeleitet. Auslöser der erneuten Entrüstung war ein Dokumentarfilm, in dem der Filmstar zu sehen ist, wie er auf einer Drehreise in Nordkorea zahlreiche vulgäre und sexistische Kommentare macht.
Gegen Depardieu - einen der berühmtesten französischen Schauspieler der Geschichte - läuft bereits seit Ende 2020 in Frankreich ein Ermittlungsverfahren wegen Vergewaltigungsvorwürfen. Die Schauspielerin Charlotte Arnould wirft dem Schauspieler vor, sie 2018 in seiner Pariser Wohnung zweimal vergewaltigt zu haben.
Vor kurzem zeigte zudem die Schauspielerin Hélène Darras Depardieu wegen sexueller Übergriffe bei Dreharbeiten 2007 an. Eine weitere Anzeige erstattete kürzlich die spanische Journalistin und Autorin Ruth Baza. Zahlreiche weitere Frauen haben Depardieu in der Vergangenheit sexuelle Übergriffe vorgeworfen. Der Schauspieler, der am Mittwoch 75 Jahre alt wird, weist sämtliche Vorwürfe zurück.
Macron rückt zur Verteidigung aus
Kurz vor Weihnachten hatte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron Depardieu in Schutz genommen. Er sei ein "großer Bewunderer" von Depardieu, der ein "großartiger Schauspieler" sei, sagte Macron. Er verabscheue "Menschenjagden", es gelte die Unschuldsvermutung.
Depardieu ist einer der bekanntesten französischen Schauspieler. Er arbeitete mit den bedeutendsten Regisseuren und Schauspielerinnen Frankreichs zusammen und kommt auf mehr als 200 Filme. Darin verkörperte er den wortstarken Cyrano de Bergerac ebenso wie einen abgehalfterten Schlagersänger, einen Schlachthofarbeiter oder einen Alzheimer-Patienten. Im Gedächtnis bleiben nicht zuletzt seine Auftritte als Obelix.