Es gibt sie noch, die Wunder in dieser verwundeten Welt. Nach 17 Tagen sind bei dem Tunneldrama in Indien alle eingeschlossenen Arbeiter befreit worden. Die Männer wurden auf rollbaren Tragen ins Freie geholt, wie Aufnahmen im örtlichen Fernsehen zeigten. Es sei gelungen, ein Rohr von rund 90 Zentimetern Durchmesser durch das Geröll zu bohren, sagte der Regierungschef des Bundesstaates Uttarakhand, Pushkar Singh Dhami, am Dienstag. Die letzten Meter mussten die Retter mit der Hand und kleinen Werkzeugen weitergraben, weil alle Maschinen versagt hatten. Den Männern gehe es den Umständen entsprechend gut, sagte ein Mitarbeiter des Katastrophenschutzes am Dienstag. Krankenwagen sollten die Arbeiter für einen Gesundheitscheck in eine Klinik bringen.

Ein geretteter Bauarbeiter (l.) wird begrüßt. | Ein geretteter Bauarbeiter (l.) wird begrüßt.
Ein geretteter Bauarbeiter (l.) wird begrüßt.
| Ein geretteter Bauarbeiter (l.) wird begrüßt. © AP /

Ein dünnes Rohr als Nabelschnur

Nur mühsam konnten sich die Helfenden an das Wunder herantasten. Schicht um Schicht, Tag für Tag. Zwei Schritte nach vor, einen zurück. Die schnelle Rettung, die von den Behörden zunächst angekündigt wurde, sie blieb lange aus. Am 12. November waren die Bauarbeiter nach einem Erdrutsch in einem 4,5 Kilometer langen Autobahntunnel verschüttet worden. Über dünne Rohre wurden die Eingesperrten mit Trockenfrüchten, Sauerstoff und Medikamenten versorgt, erst nach einer Woche gelang warmes Essen zu den Verschütteten, eine Videobotschaft fand ihren Weg an die Oberfläche zu bangenden Familienangehörigen.

„Uns geht es gut“, beteuerte ein Arbeiter auf der verschwommenen Aufnahme. Der Schein trog. Die Isolation ging an die Substanz. Die Eingeschlossenen litten sukzessive an Kopfschmerzen, Durchfall, Platzangst. Der Psychiater Abhishek Sharma wurde von der Regierung des Bundesstaats zurate gezogen. „Versucht euch zu bewegen, leichte Yogaübungen zu machen, miteinander zu plaudern“, soll er den Arbeitern mit auf den Weg gegeben haben. Erschwerend dazu kam die mittlerweile bittere Kälte im nördlichen Himalayastaat.

Zittern bis zuletzt

Am vergangenen Samstag fehlten den Bergungsteams dann nur noch wenige Meter bis zu den vermissten Arbeitern. Wieder kam Hoffnung auf, wieder folgte darauf Ernüchterung. Mithilfe eines Spezialbohrers machten die Helfer gute Fortschritte, durchdrangen Erde und Geröll. Doch dann stieß der Bohrer auf dicke Metallträger, verschüttete Baufahrzeuge und zerbrach. Zuletzt versuchte man es mit Bohrungen von drei Seiten.

Nun vermeldete man endlich den sprichwörtlichen Durchbruch. Das Wunder wurde Wirklichkeit. Es heißt, auf jeden Inder kommt eine Gottheit. Welche davon diesmal die Finger im Spiel hatte, bleibt offen, aber der- oder diejenige meinte es offenbar gut mit den 41 Arbeitern.