Das TV-Geschenk 2022 unterm Christbaum heißt weder "Single Bells" noch "O Palmenbaum". Sondern: "Schrille Nacht". Kitschbefreit, grotesk, böse, warmherzig und gar nicht schrill skizziert der Episodenfilm den unperfekten Heiligen Abend: Ein Paketbote (Damyan Andreev) bleibt im Lift stecken, die Nachbarn (Margarethe Tiesel, Klaus Rott) sind wenig behilflich. Eine Alleinerzieherin (Martina Ebm) bleibt mitsamt Tochter im Zug nach Graz stehen. Ein mafioser Baumverkäufer (Roland Düringer) hat kein Mitgefühl mit einem chaotischen Vater (Faris Rahoma). Eine Schwiegertochter (Maddalena Hirschal) "ermordet" beim ersten Besuch der Familie ihres Freundes (Aleksandar Petrovic) das Friedenslicht. Eine Schwiegertochter (Sonja Chan) hat eine böse Idee für die gemeine Schwiegermama (großartig: Susi Stach!), in die auch das geliebte Hündchen involviert ist. Und am Ende wird dennoch allerorts gesungen und gefeiert.

Eine Jüdin und zwei gebürtige Iraner inszenieren den ORF-Weihnachtsfilm. Kein Witz, sondern allerbeste, Kanon-erweiternde und versöhnliche Unterhaltung von Mirjam Unger sowie den Brüdern Arash und Arman T. Riahi. Ein Festakt im Fernsehen – glitzernd und dreckig, streitbar und friedlich, gut und böse. Fortsetzung: dringend erwünscht.