Wie hoch ist der Anteil an Russen-Gas aktuell?
Österreichs Gasspeicher sind zu 93 Prozent gefüllt. Wie viel davon aus Russland stammt, schwankt saisonabhängig. E-Control-Experten Carola Millgramm beziffert den Anteil mit 60 Prozent, nach früher 80.


Sind 60 Prozent nicht doch noch eine zu hohe Abhängigkeit?
Die OMV hat langfristig große Pipelinekapazitäten nach West- und Südeuropa gesichert. Sie kann grundsätzlich große Teile des österreichischen Bedarfs auch aus anderen Quellen nach Österreich transportieren. Die Anteilshöhe sagt wenig über den Abhängigkeitsgrad aus. Vorhandensein oder Fehlen von russischem Gas im europäischen Markt ist vor allem ein Preisthema und die Sorge vor neuen Schocks.

Hat die Politik bisher genug getan, um die Abhängigkeit zu drücken?
Aus Sicht der Gas Connect Austria (GCA) wurde sehr viel getan. Die GCA als Gasnetzbetreiber nennt die 2022 geschaffene strategische Gasreserve – damals samt Auftrag, nichtrussisches Gas zu bevorzugen, was zum erheblichen Teil gelungen sei. Bald sollen strengere Einspeicherregelungen für Versorger kommen. Wer russisches Gas speichert, hat deutlich höhere Vorgaben, die sich in höheren Speicherkosten niederschlagen. In Notlagen, bei Energie-Lenkungsmaßnahmen, soll die Unterscheidung ebenfalls relevant werden.

Könnte Österreich den gesamten Gasbedarf auch aus anderen Quellen decken?
"Wir könnten diese Menge substituieren", sagt Millgramm. In der EU ist der Anteil an russischem Pipelinegas auf rund zehn Prozent gesunken. Größter Lieferant ist jetzt Norwegen. Gleichzeitig werden aber so große Mengen an verflüssigtem russischem LNG wie noch nie gekauft. Ein Verbot in der EU ist nicht geplant, russische und belarussische Firmen dürfen aber keine Kapazitäten an den Terminals belegen. An Russen-LNG verdienen Konzerne wie Total mit.

Wie viel Geld hat Österreich 2022 für Gas an Russland gezahlt?
Laut Neos sieben Milliarden Euro, die teilstaatliche OMV darf keine Zahlen nennen. Die Take-or-pay-Klausel bindet die teilstaatliche OMV, bezahlt werden muss bis 2040.

Ist ein Ausstieg dann realistisch?
Insider meinen Nein, sie bezeichnen die politischen Zurufe als inkonsequent. Ein Vertragsbruch ist für die OMV unmöglich. Per Gesetz wäre der Ausstieg sozusagen anzuordnen. Dann wären Kosten von bis zu 35 Milliarden Euro zu schultern. Theoretisch könnte die EU auch den Import von Russen-Gas verbieten. Was nicht passiert: Die Marktverwerfungen wären enorm. Und was hieße das, wenn Putin weg ist? Was passiert: Die EU und Österreich arbeiten intensiv an der Aufrüstung der Pipelines zu einem modernen Wasserstoffnetz.