Dominic Thiem hat am Mittwochabend seinen bisher wertvollsten Sieg nach der langwierigen Verletzung verpasst. Der 29-jährige Niederösterreicher hatte in Tel Aviv gegen den Weltranglisten-16. Marin Cilic durchaus die Chance zum Aufstieg ins Viertelfinale. Schließlich schenkte sich Cilic an seinem 34. Geburtstag aber nach 2:43 Stunden einen 6:7(6),6:2,6:4-Sieg. Es war der erste Sieg für den Kroaten im fünften Duell mit Thiem.

Thiem konnte damit nicht wie erhofft einen weiteren größeren Schritt in Richtung Rückkehr in die Top 100 machen. Für den Ex-Weltranglisten-Dritten gibt es nun eine einwöchige Turnierpause, danach hat er sein dichtes Herbstprogramm vor Wien weiter aufgestockt: Ab 10. Oktober spielt er in Gijon, ab 17. Oktober in Antwerpen (beides ATP-250-Turniere), ehe er in der Woche darauf beim Erste Bank Open in Wien aufschlägt.

"Konnte Spannung nicht hoch halten"

"Das Match war echt in Ordnung. Den ersten Satz habe ich richtig gut beendet mit einem Ass. Das erste Game im zweiten Satz war natürlich bitter, dass ich da gleich das Break bekomme. Danach habe ich die Spannung nicht ganz hoch halten können, dann war der zweite Satz relativ schnell weg. Dritter Satz war dann auf Augenhöhe", analysierte Thiem sein vielleicht bisher bestes Hartplatz-Match seit seinem Comeback.

Nachdem Thiem enttäuscht, aber fair gratuliert hatte, war die Matchbilanz von Cilic freilich eine sehr positive. "Ich glaube, es war ein fantastisches Match. Es war auf einem unglaublichen Level", sagte Cilic und fügte auf dem Court hinzu: "Man kriegt nicht viele Chancen, in einer zweiten Runde vor so einem großen Publikum zu spielen, vielen Dank. Es war ein fantastischer Geburtstag", freute sich Cilic, der wie Thiem einst schon auf Platz 3 im ATP-Ranking gestanden ist.

"Jeu decisif"

Thiem gelang das erste Break des Spiels, und das gleich zu Null zum 3:2, und er bestätigte dieses zur 4:2-Führung. Dann gelang aber Cilic zum 4:4 das Rebreak und der erste Satz ging dann ins Tiebreak. Im knapp verlaufenen "Jeu decisif" nutzte Thiem dann seine zweite Chance zum Satzgewinn zum 8:6 nach rund 70 Minuten.

Der zweite Durchgang verlief gar nicht nach dem Geschmack Thiems. Er musste gleich im Auftakt-Game sein Service abgeben und geriet in der Folge nach einem neuerlichen Aufschlagverlust rasch mit 0:4 in Rückstand. Gegen den starken Aufschläger Cilic mit zwei Breaks zurückliegend, kündigte sich rasch ein dritter Satz an. Thiem war von der Rolle, viele Eigenfehler und ein solider Cilic brachten dem Kroaten mit 6:2 den Satzgleichstand.

Negativlauf

Im Duell zweier ehemaliger US-Open-Sieger wehrte Thiem zunächst drei Breakbälle bei 0:40 ab und stoppte den Negativlauf vom zweiten Satz. Bei 3:2 vergab Thiem seine erste Breakchance in diesem Durchgang zum 4:2 und musste dann selbst den Aufschlag zum 3:4 abgeben.

Es sollte die Vorentscheidung zugunsten des in diesem Jahr wieder erstarkten Cilic sein. Er ließ sich diesen Vorteil nicht mehr nehmen. Der Kroate hat 2022 unter anderem das Roland-Garros-Halbfinale erreicht und stand in den Achtelfinali der Australian und der US Open.

"Ich muss das akzeptieren"

Thiem wusste genau um die diesjährige Stärke von Cilic. "Es war gegen einen Spieler, der heuer schon ein Grand-Slam-Halbfinale gespielt hat, der gegen Alcaraz in New York in fünf (Sätzen) verloren hat, der Nummer 16 der Welt ist, ein gutes Match. 4:6 im dritten", meinte der vierfache Major-Finalist "Ich muss das akzeptieren, dass ich diese Matches zur Zeit noch verliere."

Sein weiterer Plan nun: Zurück in die Heimat für eine Trainingswoche. "Dann hoffentlich bei den letzten drei Turnieren im Jahr auch in die Top 100 kommen." Für Thiem geht es mit Tel Aviv im Ranking zwar weiter aufwärts, doch die Geschwindigkeit ist dem Lichtenwörther vermutlich nicht recht. Ab Montag wird er in etwa um Position 160 aufscheinen (aktuell ist er 173.).