Zweihundert Jahre nachdem Gioachino Rossini mit Ehefrau und Sängerin Isabella Colbran beim opernverliebten Wiener Publikum das legendäre "Rossini-Fieber" ausgelöst hatten, tat es ihnen Cecilia Bartoli gleich. Die Mezzosopranistin ist als funkelnder Fixstern auf dem Klassikhimmel auch gern gesehener Gast in Wien. Aber für die Staatsoper brauchte es erst eine Einladung von Direktor Bogdan Roščić und so kam sie samt Orchester und Ensemble der Operá de Monte-Carlo, deren designierte Direktorin sie ist, für "Rossini Mania" nach Wien.
"La Cenerentola",1817 in Rom uraufgeführt, war das erste Werk des dreiteiligen Programms. Die Skepsis angesichts der angekündigten "semiszenischen Aufführung" erwies sich als unbegründet. Dank meisterlicher Beherrschung des Belcanto-Faches aller Beteiligten und spielfreudigen Engagements vermisste man keine Sekunde Bühnenbild oder Regie. Alles spielte sich an der Rampe ab, ein paar Stühle samt Tischchen und eine weitere Reihe mit Sesseln für den stets präsenten Chœr de l’Operá de Monte-Carlo. Sonst nur ein Prospekt für Projektionen von Wolken, dem Himmel oder einfachen Farbfeldern. Dazu witzige Kostüme für alle, und dank der klugen und präzisen szenischen Einrichtung sowie Lichtgestaltung von Claudia Bersch und dem großartigen Gesang aller Beteiligten entstand aus Kantilenen und Ensembles eine wunderbare Klang-Architektur.
La Bartoli singt in ihrer eigenen Koloraturen-Liga und ist auch eine exzellente Darstellerin. Und weil es ja quasi ihr Orchester ist, funktionierte auch die Kommunikation mit Les Musiciens du Prince hervorragend. Auch der Prinz an ihrer Seite, Tenor Edgardo Rocha, bereitete höchsten Genuss, aber im Grunde galt dies für alle. Am Ende, bedankt von großem Jubel des Publikums, gab es noch drei Da-Capo-Auftritte aller.
"Rossini Mania 2022": Gastspiel der Operá Monte-Carlo in der Wiener Staatsoper. Weitere Termine: "Il turco in Italia" am 3., 5., 7. Juli um 19 Uhr. Mit Cecilia Bartoli, Ildebrando d’Arcangelo u. a. "Rossini Gala" am 8. Juli um 19 Uhr. Mit Cecilia Bartoli, Plácido Domingo, Rolando Villazón u. a. Les Musiciens du Prince – Monaco. Karten: +43 (1) 513 1 513 und www.wiener-staatsoper.at
Barbara Freitag