1956 nahm im schweizerischen Lugano die immer etwas belächelte Erfolgsgeschichte "Song Contest" ihren Ausgang. Zur Jubiläumsausgabe im heurigen Mai reisen Interpreten aus 40 Ländern nach Wien. Erstmals ist sogar Australien vertreten - in "Down Under" liebt man den ganz Europa umspannenden Wettbewerb. Selbstverständlich sind so einige Siegertitel der vergangenen Jahrzehnte – auch nicht zu Unrecht – in Vergessenheit geraten, aber urteilen Sie selbst!

Die folgenden zwölf Beiträge sollten aber auch jene kennen, die mit dem "Grand Prix d'Eurovision de la Chanson" ansonsten wenig am Hut haben.

1966: AUT - Udo Jürgens, "Merci Chérie"

Der Mann, der uns den Evergreen "Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an" schenkte, gewann ausgerechnet 1966. Jürgen Udo Bockelmann bedankte sich bei seinem dritten Antritt in Folge äußerst charmant bei seinem Herzblatt und fuhr damit Österreichs ersten Song-Contest-Triumph ein. Der rot-weiß-rote Jahrhundertkünstler starb am 21. Dezember 2014 im Alter von 80 Jahren.

1967: GBR - Sandie Shaw, "Puppet on a String"

Ein Jahr später sorgte die Britin Sandie Shaw für einen mittleren Skandal, als sie in den hehren Hallen der Wiener Hofburg ihren Beitrag "Puppet on a String" barfuß (!) zum Besten brachte. "Unten ohne" führte übrigens zweimal in den jüngsten drei Jahren zum Erfolg: 2012 bei der Schwedin Loreen ("Euphoria"), ein Jahr später bei Emmelie de Forest aus Dänemark ("Only Teardrops").

1972: LUX – Vicky Leandros, "Après toi"

Der für Luxemburg startenden Griechin Vicky Leandros war mit ihrem Siegertitel Après toi“ auch großer kommerzieller Erfolg beschieden: Von der Single wurden in mehreren Sprachversionen weltweit über 5,5 Millionen Exemplare verkauft.

1974: SWE – ABBA, "Waterloo"

Für das Schweden-Quartett Agnetha Fältskog, Björn Ulvaeus, Benny Andersson und Anni-Frid Lyngstad war der Auftritt im englischen Brighton definitiv kein zweites "Waterloo". Am 22. Oktober 2005 wurde in Kopenhagen das 50-Jahr-Jubiläum des Eurovision Song Contest gefeiert, "Waterloo" wurde zum besten Lied der Grand-Prix-Geschichte gekürt. Das lässt sich auch schwer bekritteln!

1982: GER – Nicole, "Ein bißchen Frieden"

Mit gerade einmal 17 Jahren gewann die Deutsche Nicole 1982 den Wettbewerb. Der pazifistische Siegertitel wurde weltweit über fünf Millionen Mal verkauft und stammt von Song-Contest-Faktotum Ralph Siegel. Der knapp 70-jährige schaffte es bisher mit 19 Kompositionen ins "Grande Finale", Nummer 20 dürfte jedoch kaum gelingen: Heuer stattet er die beiden Teenager Anita Simoncini & Michele Perniola aus San Marino mit dem etwas süßlichen "Chain of Lights" aus.

1987: IRL - Johnny Logan, "Hold Me Now"

Seán Patrick Michael Sherrard O’Hagan, so der bürgerliche Name des irischen Sängers, reüssierte gleich zweimal beim "Grand Prix d'Eurovision de la Chanson": 1980 mit "What’s Another Year", sieben Jahre später mit dem aus eigener Feder stammenden "Hold Me Now". 1992 gewann seine Landsfrau Linda Martin ebenfalls mit einer Logan-Nummer ("Why Me").

1988: SUI - Céline Dion, "Ne partez pas sans moi"

Das Lied muss man nicht mehr unbedingt kennen, die Interpretin aber schon: Die Kanadierin Céline Dion ist mit mehr als 230 Millionen abgesetzten Tonträgern eine der erfolgreichsten Popsängerinnen der Welt. Unter anderem bescherte sie uns allen den Titanic-Schmachtfetzen "My Heart Will Go On".

1990: ITA - Toto Cutugno, "Insieme: 1992"

Hier verhält es sich umgekehrt: Toto Cutugno dürfte wohl nicht (mehr) jedem ein Begriff sein, seinen eingängigen Siegertitel für "Bella Italia" hat man aber mit Sicherheit schon mal irgendwo gehört. Ob die Nachbarn im Süden heuer zum dritten Mal überhaupt triumphieren? Die Schmusebarden von "Il Volo" gelten als einer der Top-Favoriten.

1998: ISR – Dana International, "Diva"

Die transsexuelle Dana International sorgte 1998 mit ihrem Sieg für eine große Sensation. 2011 vertrat sie Israel mit dem Song "Ding Dong" beim Bewerb in Düsseldorf, schied aber im zweiten Halbfinale aus.

2006: FIN – Lordi, "Hard Rock Hallelujah"

"Die spinnen, die Finnen": Die Zombie-Rocker rund um Mr. Lordi lieferten 2006 den mit großem Abstand ungewöhnlichsten Siegertitel der Grand-Prix-Geschichte ab. Eine coole Nummer, auch wenn die Puristen nicht ganz glücklich gewesen sein dürften!

2010: GER – Lena, "Satellite"

Zuerst verliebte sich ganz Deutschland in die hübsche Abiturientin aus Hannover, dann halb Europa. Lenas "Satellite" hielt sich volle 41 Wochen in den deutschen Charts. Die Titelverteidigung ein Jahr später in Düsseldorf gelang nicht, mit "Taken by a Stranger" fuhr Lena Meyer-Landrut Rang zehn ein.

2012: SWE - Loreen, "Euphoria"

Auch diese etwas mystische Dance-Nummer haben Sie wohl schon einmal im Formatradio Ihres Vertrauens gehört: Loreen, Schwedin mit marokkanischen Wurzeln, stellte vor drei Jahren unter Beweis, dass das Land in Skandinavien nicht erst seit ABBA und Roxette weiß, wie gute, eingängige Popmusik geschrieben wird.