Auf seine Nase ist Verlass. Obwohl – wenn Frank Rittler in den Straßen unterwegs ist, atmet er oft nur durch den Mund. Am Fischmarkt zum Beispiel. "Das schont meine Nase." Oder in stark verrauchten Buden. "Die Riechzellen leiden sonst enorm." Der Parfümeur gehört auch nicht zu den wahren Käsefans. "Zu viel Aroma auf einmal." Dafür liebt der Düsseldorfer Giorgio Armani. Und die Düfte von Cerruti.

Senior-Parfümeur. OSeit fünf Jahren arbeitet Rittler als Senior-Parfümeur bei der Firma Henkel. Kreiert Düfte vom Klostein bis zum Designer-Feinparfüm. "Ich arbeite wie ein Komponist und denke mir eine Melodie im Kopf aus. Danach fange ich mit kleinen Akkorden an und baue den Duft immer weiter aus." Erst im nächsten Schritt schreibt der smarte Deutsche die Rezeptur nieder. 40 bis 120 verschiedene Komponenten können das sein.

Eindeutig Bienenhonig. Rittler tunkt einen Papier-Teststreifen in ein dunkelbraunes Fläschchen und hält es sich gekonnt unter die Nase. Wie ein Sommelier an einem guten Glas Wein schnuppert der Experte mit Bedacht an dem ätherischen Öl. "Aha." Auch wir schnüffeln lässig an dem Streifen und schwören, es dufte nach Kerzenwachs, welches warm ist und aus Bienenhonig, wie in orthodoxen Kirchen. Rittler hebt leicht eine Augenbraue.

Kopfnote, Herznote & Basisnote. Ein Parfüm besteht aus drei Noten. Aus der Kopfnote wie Mandarine und Limette, die sofort verfliegt, der Herznote wie Rose, Nelke, Jasmin, Koriander oder Salbei, die immerhin eine knappe Stunde hält und der Basisnote. Amber, Schokolade, Sandelholz, Moschus und Moos zum Beispiel. "Ganz ehrlich", legt Rittler seinen Teststreifen beiseite. "Ein Klostein ist viel schwieriger herzustellen als Chanel N°5." Weil ein Putzmittel einfach nicht nur angenehm, sondern auch sauber, frisch und desinfizierend riechen muss. Ein Klebstoff sollte einen beißenden Geruch verströmen, damit er Kinder abschreckt. Pattex mit Blümchen? "Möglich, gibt's aber nicht."

Geruchsempfinden. Das Geruchs-Empfinden der Menschen ist weltweit verschieden. Franzosen suhlen sich in Lavendel, das für unsere Nasen muffig nach Omas lila Wandschrank riecht. Amerikaner greifen nach Waschmitteln mit Chlorgeruch, Japaner parfümieren ihre Klimaanlagen mit Zitrone und ihre Kinder mit Jasmin. Unsere Babys duften cremig nach Honig und Milch. Der teuerste Duftstoff heißt übrigens "Iriswurzel" und ein Kilo davon kostet 20.000 Euro. Persil riecht deshalb nach Kölnisch Wasser, weil die Bitterorangenblätter günstig sind.

2000 Düfte. Rittler greift noch einmal nach seinem Teststreifen, fuchtelt damit in der Luft herum und gibt uns einen Hinweis: "Eindeutig eine Frucht. Eine exotische." Für den Parfümeur ein Kinderspiel, denn er kann 700 synthetische und ätherische Öle sowie 2000 Düfte unterscheiden. Wenn Rittler Schnupfen hat, räumt er halt das Büro auf. Wir erschnüffeln am Teststreifen noch immer nix. Das Geheimnis liegt in einem Packerl Gummibärchen. Es sind die weißen. Sie riechen nach Ananas.