v.l.n.r: Manuel Hinterhofer, Steven Weiss, Franz "Huchenfranz" Keppel, Franz Maier, Romana Ull, Alexander Petik.
Heute startete der Umweltdachverband seine Bundesländer-Tournee, die Brennpunkte des Natur- und Umweltschutzes in Österreich aufzeigt. In der Steiermark geht es um den Ausbau der Wasserkraft und die Auswirkungen auf unsere Natur. „Die EU-Notverordnung für Erneuerbare soll Genehmigungsverfahren erleichtern und den Ausbau beschleunigen. Die Verordnung ist z. B. punkto Solar- und Photovoltaikanlagen begrüßenswert, die Folgen für naturnahe Flüsse und gefährdete Wasserlebewesen sind jedoch desaströs“, betont UWD-Präsident Franz Maier. In Österreich sind nur noch 14 % der Flüsse ökologisch intakt. Die Wasserrahmenrichtlinie schreibt vor, alle Gewässer bis 2027 in ökologisch guten Zustand zu bringen. Auch die FFH-RL sieht strengen Schutz der Gewässer und der aquatischen Lebensvielfalt vor. Doch die Notverordnung setzt das außer Kraft. „Wir fordern daher die Ausnahme der Wasserkraft aus dem Anwendungsbereich der Notverordnung“, so Maier.
Kraftwerksbau bringt höchste Gefahr für Fisch des Jahres 2023„In den freien Fließstrecken der Mur wird das Kraftwerk Gratkorn gebaut. Weitere Kraftwerke in Zeltweg, St. Michael, Leoben-Ost und Stübing sind in Planung, obwohl das naturverträgliche Potenzial der Wasserkraft ausgeschöpft ist. Unsere Flussjuwele müssen vor Kraftwerksbau geschützt werden. Wir haben dazu eine Resolution gestartet und erwarten die Unterstützung vieler Unterzeichner:innen“, sagt Romana Ull, Vizepräsidentin des Naturschutzbund Steiermark.
Bedeutendster Bestand des Huchens an der Oberen Mur„Hucho hucho ist eine der signifikantesten Zeigerarten für naturnahe Flusslandschaften. Er ist im Donauraum stark gefährdet und sein Überleben ist vom Fortbestand der letzten größeren, weitgehend intakten Population an der Mur abhängig“, so Manuel Hinterhofer, Geschäftsführer des Österreichischen Fischereiverbandes. „Die in dieser Fließstrecke geplanten Wasserkraftwerke zerstückeln den Fluss und bedrohen zudem die Ziele des Natura 2000-Gebietes Obere Mur. Dieses wurde 2014 ausgewiesen, um den Huchen und viele andere im gesamten Alpenraum selten gewordene Arten zu schützen – z. B. den Smaragdgressling, einer weltweit nur in den Mur-Fließstrecken vorkommenden Fischart“, bemerkt Alexander Petik vom Landesfischereiverband Steiermark.
Laichplätze sind rar – Huchen vom Aussterben bedroht!Die Laichwanderungen sind aktuell auf ihrem Höhepunkt, die Laichplätze allerdings rar. Neue Wasserkraftwerke sind Gift für den Huchen. Statt Kraftwerke zu bauen, müssen Sanierungsmaßnahmen in Angriff genommen werden. Nur so können wir unsere letzten wertvollen Flüsse erhalten und das Überleben des Huchens sichern“, betont Steven Weiss, Biologe an der Uni Graz und Mitautor der BOKU-Studie „Der Huchen stirbt aus – was tun?“.
Umweltdachverband, Dr.in Sylvia Steinbauer, Presse- & Öffentlichkeitsarbeit +43140113-21, sylvia.steinbauer@umweltdachverband.at, https://www.umweltdachverband.at