Kein Risiko, aber gefällig und smart: Die zentrale Botschaft, die der Honda HR-V mit sich trägt. Es zählen andere Fakten: Platz, Platz - und noch einmal Platz. So knapp könnte man den HR-V in einer ersten Begutachtung zusammenfassen.
Nicht nur meine 1,96 Meter Größe kann ich auf dem Fahrersitz gut verstauen - das flexible Sitzsystem ist das Herzstück des Autos. Unglaublich wandlungsfähig (man kann die Sitze falten, hochklappen, unter den hinteren gibt es außerdem ausreichend Platz!) und alles ist so praktisch ausgelegt, dass es beim Beladen immer wieder erstaunt, was man aus knapp 4,3 Meter Länge heute herausholen kann. Der Laderaum schluckt mindestens 431 Liter (mit großem Unterbodenfach) im Normalzustand, legt man die Sitze flach, und nützt alles aus, sind es 1473 Liter.
Ich habe hier wirklich das Gefühl, dass ich mehr Platz vorfinde als in einem größeren Auto. Selbst die Logik der Aufteilung der USB-/HDMI-Anschlüsse vor dem Schalthebel samt Ablage und einer zweiten Ablage mit doppeltem Boden in der Mittelkonsole zeigen das schlaue Diktat der perfekten Raumaufteilung der Japaner.
Selbst auf den hinteren Sitzen finden meine langen Beine ausreichend Raum. Einzig und alleine die Kopffreiheit ist nicht perfekt - das Panoramaglasdach und die Bauform nehmen ein paar entscheidende Zentimeter weg.
Erstaunlich stark zeigt sich der 1,6-Liter Diesel: Im unteren Drehzahlbereich ist er schon beherzt tätig, ab rund 1500 U/min wird's unterhaltsam. Freilich: Ist es ein bissl kälter, nagelt er auch hörbar, er ist grundsätzlich kein ganz Leiser. Für 120 PS geht der HR-V zügig zur Sache. Perfekt unterstützt wird er dabei von der Schaltung - exakt und Gang für Gang (6-Gang-Getriebe) gut eingeteilt.
Diese gute Performance macht sich bei den Verbrauchswerten bemerkbar. Meine Kollegin und meine Kollegen im Mobilitätsressort schafften Verbräuche von knapp über fünf und knapp unter sechs Liter Diesel auf 100 Kilometer. Selbst mit voller Beladung und einem hohen Stadtverkehrsanteil kommt man nicht über 7 Liter/100 km.
Das Fahrwerk des HR-V rollt picobello ab, die Seitenneigung in engen Kurven ist spürbar, aber im sicheren und gutmütigen Bereich. Die Bremsen arbeiten den Erwartungen entsprechend, könnten aber noch ein Eck schärfer sein. Der Frontantrieb ist gut, aber Allrad in Verbindung mit dem Sparefroh- Motor wäre noch ein feines Extra für ein Auto mit diesen perfekten Alltagsqualitäten.
Nüchtern und zweckbezogen gibt sich der HR-V bei der Einrichtung. Spielereien hat man ausgelassen, die Grafik des Navisystems könnte man angesichts der (Online-)Konkurrenz auf dem Handy überarbeiten.
Mein Gesamturteil? Der HR-V beweist, wie intensiv und konsequent die Japaner daran getüftelt haben, ein Alltagsauto zu einem echten Raumwunder zu machen.