Man kann sagen, dass ich der Marke mit den vier Ringen durchaus verbunden bin. Ich habe für Audi zwar nicht die meisten Siege meiner Motorsportkarriere gefeiert, aber die vielleicht wichtigsten: Monte Carlo oder Pikes Peak. Und heute noch bringen mich die Leute mit Audi in Verbindung, obwohl ich dort schon vor 25 Jahren offiziell meine Zelte abgebrochen habe.
Aber wie gesagt, ich bin Audi als Sympathisant erhalten geblieben. Und auch als kritischer Beobachter. So ist es mir nicht entgangen, dass bei den Ingolstädtern zuletzt der Motor etwas unrund lief. Wobei ich gar nicht die Dieselaffäre meine, die auch Audi erfasst hat. Mir ist in letzter Zeit das abhandengekommen, was Audi stets ausgezeichnet hat: Design, Innovation, Performance. Nicht, dass mich jetzt jemand falsch versteht. Die neuen Audis sind allesamt top, und doch hat mir zuletzt beim A4 oder beim Q5 ein Überraschungseffekt gefehlt. Ich stand mit meiner Meinung nicht alleine da.
Jetzt aber hat Audi ein neues Modell auf die Straße gebracht, das mir wieder so richtig Lust auf die Marke macht. Mit dem Q2 scheint in jeder Hinsicht ein famoser Wurf gelungen zu sein, weil er zum einen alles auf 4,2 Metern vereint, was Audi ausmacht, und zugleich ein Audi ist, den es bislang nicht gab. Überhaupt lässt sich der extrem kompakte Hochsitzer nicht so richtig einordnen, was ihn zweifellos attraktiv für eine neue Zielgruppe macht.
Der Q2 fährt mit einer bulligen Front, großen Rädern und knackigen Proportionen vor, es gibt knappe Überhänge und rundum nirgendwo Fettränder. Auffallend sind die seitlichen Lifestyle-Kanten. Die Sitzposition ist um neun Zentimeter höher als beim Golf und sorgt für eine feine Übersicht. Zum optisch kraftvollen und scharfen Auftritt passt die unglaubliche Fahrdynamik, die den kleinen Audi auszeichnet. Da setzt der Q2 neue Maßstäbe.
Ich kann das deshalb sagen, weil ich im Rahmen von Vergleichsfahrten für ein deutsches Magazin einen halben Tag auf der italienischen Rennstrecke in Balocco verbracht habe und dabei den Q2 auf einem Handlingkurs auf Herz und Nieren testen konnte. Und ehrlich: Da fuhr der Audi in allen Disziplinen in einer eigenen Liga. Am nächsten von den Wettbewerbern kam ihm übrigens der Seat Ateca. Enorm zur Performance trägt die serienmäßige Progressivlenkung bei, deren Übersetzung mit zunehmendem Lenkeinschlag direkter wird und die den Wagen in Ecken wunderbar agil macht.
Wie in Balocco war ich erneut mit einem TDI quattro Sport, also dem 190-PS-Diesel-Topmodell mit Allrad und Siebengang-DSG, unterwegs - mehr kann man sich in Sachen Traktion eigentlich nicht wünschen. Womit der Viertürer noch punktet: mit einem überraschend großen und gut nutzbaren Gepäckraum, mit extrem hochwertigen Materialien und den selbsterklärenden Funktionen im Cockpit. In Sachen Vernetzung surft der Q2 in der Oberliga. Ein Fest für IT-Freaks. Doch das Wunschkonzert kostet extra. Wie unser Testwagen: Da werden, schluck, 61.264 Euro aufgerufen.