Supercars und Hypercars – für viele ein unerreichbarer Traum. Bei McLaren aber nichts weiter als das tägliche Brot. Was tut man also, um nach dem P1, diversen GT und dem Senna noch eines drauf zu setzen? Man erfindet einfach eine neue Liga an Fahrzeugen, die niemand braucht. Die eine betuchte Klientel aber unbedingt will. Willkommen in der Welt der Hyper-GT! Und das erste Stück dieser neuen Klasse ist der Speedtail. Der Name hat nicht nur einen lässigen Klang – er ist auch Programm. Schließlich ist sein herausragendstes Merkmal das lange, spitz zulaufende Heck, das eine dermaßen gute Aerodynamik liefert, dass dieser McLaren 403 km/h schnell ist. Mit acht Zylindern wohlgemerkt. Bentley braucht dafür doppelt so viele, doch der Reihe nach.
Der Speedtail basiert auf einer Monocage-Kohlefaserstruktur, einschließlich Vollkohlefaser-Karosserie, einer aktiven Aluminiumaufhängung und Carbon-Keramikbremsen. Unterm Strich stehen somit 1430 Kilogramm – auch nicht mehr also, als ein Kompakt-SUV auf die Waage bringt. Er ist zudem schmaler als ein McLaren P1TM, aber mehr als einen halben Meter länger und misst 5137 Millimeter von Bug bis Heck. Von oben gesehen ist der Speedtail im Wesentlichen ein Tropfen – die schnellste Form der Natur. Und nicht nur die Gesamtform ist eine Träne, sondern auch die im Inneren der Karosserie eingebettete Cockpit-Kanzel, welches wiederum der Luftwiderstandseffizienz dient.
Die aerodynamisch optimierte Karosserie wird ergänzt durch zahlreiche innovative Merkmale wie statische Aeroabdeckungen aus Kohlefaser an den Vorderrädern, einfahrbare digitale Rückfahrkameras (anstelle von Spiegeln) und patentierte aktive hintere Luftführungen.
Bemerkenswert sind vor allem die statischen Abdeckungen aus Kohlefaser an den Vorderrädern. Eingebettet in die 20-Zoll großen geschmiedeten Aluräder zur Minimierung des Luftwiderstands, bleiben sie in Position, auch wenn die Räder sich drehen. Die ebene Oberfläche glättet den Luftstrom um einem sonst turbulenten aerodynamischen Bereich. Typischerweise treibt die Umdrehung eines Rades die Luft vom Fahrzeug weg, aber die Abdeckungen des Vorderrades aus Kohlefaser halten die Luft am Auto fest und leiten sie weiter zu den Türblättern an der Vorderkante der Dihedraltüren.
Auch das Heck des Speedtails setzt ein besonderes Highlight, nämlich ein Paar aktive hintere Querruder. Diese werden hydraulisch betätigt und sind integraler Bestandteil der hinteren Abdeckung, die aus flexibler Kohlefaser besteht; die Karosserie des Speedtails kann sich also buchstäblich biegen. Mit einer Toleranz von nur einem Millimeter zwischen den Oberflächen, beseitigt diese neue Technologie fast alle Lücken in der Karosserie.
Der Antriebsstrang ist ein benzinbetriebener V8-Biturbo-Hybrid, der kombiniert 1050PS entwickelt. Die Beschleunigung setzt mit 12,8 Sekunden von Null bis 300 km/h einen neuen Maßstab für McLaren; der P1 konnte diese Geschwindigkeit in „nur“ 16,5 Sekunden erreichen. Die Höchstgeschwindigkeit wird nur im Velocity-Modus erreicht. Er optimiert den Hybrid- Antriebsstrang für den Hochgeschwindigkeitsbetrieb, während gleichzeitig der Winkel der aktiven hinteren Querruder angepasst wird. Darüber hinaus kann die Velocity Active Chassis Control das Fahrwerk um 35 Millimeter senken, so dass der höchste Punkt des Fahrzeugs nur 1120 Millimeter von der Fahrbahnoberfläche entfernt ist.
So exklusiv der Speedtail auch sein mag – es gibt ihn lediglich in einer Farbe. Die heißt natürlich Speedtail Silber, einer speziell für dieses Auto entwickelten Nano-Metallic-Lackierung mit „Molten-Effekt.“ Beim Innenraum gibt es dafür jede Menge Wahlmöglichkeit an Farben und Ausstattung: Jeder Speedtail wird von McLaren Special Operations (MSO), der Abteilung, die für maßgeschneiderte Kundenaufträge zuständig ist, auf den individuellen Geschmack des Eigentümers zugeschnitten.
Der Speedtail-Fahrersitz, inspiriert vom Sitz des legendären McLaren F1 und flankiert von den zwei Beifahrersitzen, befindet sich wortwörtlich in der Mitte des Cockpits. Dies schafft einen perfekt ausgewogenen Blick nach vorne aus der Frontscheibe. Direkt vor dem Fahrer befindet sich ein hochmodernes Steuerungssystem mit hochauflösenden Displays und Touchscreens, die über das Armaturenbrett führen und fast jede Taste und jeden Schalter entfernen, die traditionell in einem Auto zu finden sind. Die Bedienelemente zum Starten des Motors, zum Einschalten des Active Dynamics Panel und zum Aktivieren des Velocity-Modus sowie zum Öffnen der Fenster und Türen befinden sich in Paneelen über dem Kopf des Fahrers.
Schade nur, dass diesen Anblick nicht viele werden genießen können. Mehr als 106 Speedtails wird es nämlich nicht geben. Und dass jeder davon rund zwei Millionen Euro kosten wird – ohne Steuern natürlich – ist auch kein Grund, traurig zu sein. Die gesamte Auflage ist nämlich schon verkauft.