Der neue Audi-Chefdesigner Marc Lichte hat mit seinem Erstlingswerk A8 seine Visitenkarte abgegeben. Der angekündigte Bruch mit der angestammten Optik der Ingolstädter – man spricht von einem Start in eine neue Design-Ära – ist die Luxuslimousine dennoch nicht geworden. Der Singleframe-Kühlergrill ist größer geworden, die LED-Scheinwerfer mit Laserlicht haben eine neue Signatur – aber davon abgesehen sind die Revolutionen bei der 5,17 Meter langen Limousine ausgeblieben. Zumindest, was das Äußere angeht.

Dafür gibt es im Innenraum kaum mehr Knöpfe oder Schalter. Das Cockpit verzichtet auf den bekannten Dreh-Drück-Steller und das Touchpad des Vorgängermodells. Das Zentrum der Instrumententafel bildet ein 10,1-Zoll-Touch-Display. Die Benutzeroberfläche erscheint, sobald sich das Auto öffnet. Auf dem großen Display steuert der Fahrer das Infotainment per Fingerdruck.

Über ein zweites Touch-Display auf der Konsole des Mitteltunnels hat er Zugriff auf die Klimatisierung und Komfortfunktionen sowie die Möglichkeit zur Texteingabe. Löst der Fahrer im oberen oder unteren Display eine Funktion aus, hört und spürt er einen Klick als Bestätigung. Ein weiteres Novum bietet die umfangreich optimierte Navigation: Sie lernt selbst – und zwar auf Basis der zuvor gefahrenen Strecken.

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Aber nicht nur das: Audis neuer Staupilot übernimmt auf Autobahnen und Bundesstraßen mit baulicher Trennung im zähfließenden Verkehr bis 60 km/h die Fahraufgabe. Er managt Anfahren, Beschleunigen, Lenken und Bremsen. Der Fahrer muss das Auto nicht mehr permanent überwachen, sondern kann die Hände dauerhaft vom Lenkrad nehmen und sich (abhängig von den geltenden Landesvorschriften) einer Beschäftigung widmen. Wie etwa dem Onboard-TV. Sobald das System an seine Grenzen stößt, fordert es den Fahrer auf, wieder selbst ans Steuer zu greifen.

Der „Remote Parkpilot“ und der „Remote Garagenpilot“ steuern den A8 selbsttätig unter Überwachung des Fahrers in eine Parklücke beziehungsweise Garage und wieder heraus. Dabei muss der Fahrer nicht im Auto sitzen. Er startet das jeweilige System über sein Smartphone – gleich wie bei Mercedes, BMW steuert den Wagen über den Schlüssel an.

Wenn er dann doch selbst fährt, steuert der Fahrer mit dem Lenkrad alle vier Räder an. Die Übersetzung an der Vorderachse variiert je nach Geschwindigkeit, die Hinterräder schlagen abhängig vom Tempobereich um einige Grad gegen- oder gleichsinnig ein. Das Sportdifferenzial verteilt die Antriebsmomente zwischen den Hinterrädern, der Allradantrieb Quattro ist beim A8 serienmäßig.

Bei der zweiten neuen Technologie, dem Aktivfahrwerk, handelt es sich um ein vollaktives Federungssystem. Je nach Fahrsituation ist es in der Lage, jedes Rad separat über elektrische Aktuatoren nach oben zu ziehen oder nach unten zu drücken und soll so einen besonders breiten Spagat zwischen Komfort und Sportlichkeit schaffen. In Kombination mit dem System „Pre Sense 360°“ hebt sich das Auto blitzschnell an, wenn eine seitliche Kollision droht und reduziert so mögliche Unfallfolgen für die Insassen.

Der nobelste Platz im neuen Audi-Flaggschiff liegt hinten rechts – der optionale Ruhesitz im A8 mit langem Radstand bietet viele verschiedenen Einstellmöglichkeiten und eine Fußablage. Auf diesem Platz kann der Passagier seine Fußsohlen am Rücken des Beifahrersitzes in mehreren Stufen wärmen und massieren lassen.

Der neue A8 startet mit zwei V6-Turbomotoren: einem 3.0 TDI und einem 3.0 TFSI. Der Diesel leistet 286 PS, der Benziner 340 PS. Zwei Achtzylinder – ein 4.0 TDI mit 435 PS und ein 4.0 TFSI mit 460 PS – folgen. Die Top-Motorisierung bildet der W12 mit 6,0 Litern Hubraum.

Alle fünf Aggregate arbeiten mit einem Riemen-Starter-Generator zusammen, der das Herz des 48-Volt-Bordnetzes ist. Diese Mild-Hybrid-Technologie ermöglicht das Segeln mit ausgeschaltetem Motor samt komfortablem Wiederstart. Zudem verfügt sie über eine erweiterte Start-Stopp-Funktion und eine hohe Rekuperationsleistung bis 12 kW. In Summe senken diese Maßnahmen den Verbrauch der ohnehin effizienten Aggregate weiter – um bis zu 0,7 Liter pro 100 Kilometer im realen Fahrbetrieb.

Zu einem späteren Zeitpunkt folgt der A8 L e-tron quattro mit Plug-in-Hybridantrieb: Sein 3.0 TFSI und die starke E-Maschine kommen auf 449 PS Systemleistung und 700 Newtonmeter Systemdrehmoment. Die Lithium-Ionen-Batterie speichert Strom für etwa 50 Kilometer elektrisches Fahren. Optional lässt sie sich per Audi Wireless Charging laden: Eine Bodenplatte in der heimischen Garage überträgt den Strom mit 3,6 kW Leistung induktiv an eine Empfängerspule im Auto.

Der neue Audi A8 und die Langversion werden im Spätherbst 2017 auf dem österreichischen Markt kommen. Die Preise werden erst mit dem Bestellstart bekannt gegeben.