Wer sich die Eckdaten des neuen GT2 RS zu Gemüte führt, kommt schnell ins Grübeln: Biturbo, Rennsportfahrwerk, Allradlenkung, Titanauspuff und bei all dem nur Heckantrieb – das hört sich von vorn bis hinten eher nach Rennauto als nach Straßenwagen an, zumal der gewaltige Heckflügel und die nur knapp über dem Boden kauernde Frontlippe wohl nur bei Porsche einen amtlichen Segen bekommen kann. Zudem ist der frei saugende GT3 auf dem Rundkurs vermutlich leichter und feinfühliger zu bewegen, und der 911 Turbo mit Allrad auf der Straße brauchbarer. Die Frage sei also erlaubt: Wozu jetzt der GT2?
Ganz einfach: Einer muss schließlich der Schnellste sein. Und in der derzeitigen Phase der exzessiven PS-Eskalation unter den Sportwagenmarken war es nur eine Frage der Zeit, bis Porsche zum Rundumschlag ausholen wird. Es kann ja nicht sein, dass sich italienische und schwedische Firmen um die Bestzeit auf der Nordschleife prügeln. Also stellte man einen Elfer auf die überbreiten Räder, der vermutlich nur dort wirklich zeigen kann, was er alles drauf hat.
Herzstück ist der aufgeladene Boxermotor mit 3,8 Litern Hubraum auf dem Turbo S. Zur Leistungssteigerung von 120 (!) PS wurde nicht nur der Ladedruck gehörig erhöht. Für optimale Kühlung der Ladeluft sorgt ein Zusatzkühlsystem. Jenes besprüht die Ladeluftkühler bei sehr hohen Temperaturen mit Wasser. Ein speziell abgestimmtes Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe (PDK) ermöglicht die Kraftübertragung ohne Zugkraftunterbrechung. Und die eigens entwickelte Auspuffanlage besteht aus besonders leichtem Titan und wiegt rund sieben Kilogramm weniger als die des 911 Turbo.
Die anliegenden 700 Pferde und 750 Newtonmeter Drehmoment beschleunigen den nur 1470 Kilogramm leichten Zweisitzer in 2,8 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h. Schluss ist erst bei 340 km/h. Zum Vergleich: Der auch nicht brustschwache Vorgänger leistet um 80 PS und 50 Newtonmeter weniger.
Diese Power muss natürlich auch irgendwie auf die Straße gebracht werden. Das soll dank eines „lupenreinen Rennsportfahrwerks“ inklusive Hinterachslenkung erreicht werden. Wie alle GT-Modelle verfügt der GT2 RS über ein speziell abgestimmtes PSM mit dem auf optimale Fahrdynamik zugeschnittenen Sport-Modus. Porsche spricht sogar von Kurvengeschwindigkeiten auf dem Niveau von Supersportwagen, wer damit auch immer gemeint sein mag. Mächtige Luftein- und -auslässe haben ebenso einen unübersehbaren optischen Effekt wie auch der dominante Heckflügel.
Die großen und breiten Räder (265/35 ZR 20 vorn und 325/30 ZR 21 hinten) sorgen für solide Brems- und Seitenführungskräfte, wobei die Porsche Ceramic Composite Brake (PCCB) ab Werk verbaut sind. Für möglichst wenig Gewicht sind die vorderen Kotflügel, die Radhausentlüftungen, die Oberschale der Außenspiegel, die Luftöffnungen der Fondseitenteile und Elemente des Heckteils sowie viele Interieur-Komponenten aus kohlefaserverstärktem Kunststoff (CfK) gefertigt. Auch die Fronthaube besteht zugunsten einer maximalen Gewichtsersparnis aus Carbon, das Dach aus Magnesium.
Noch nicht genug? Kein Problem, denn Porsche hat natürlich immer noch eine kleine Überraschung parat, für die die Kundschaft gerne einen kleinen Aufpreis zahlt. Das so genannte Weissach-Paket verspricht eine Gewichtsersparnis von weiteren 30 Kilogramm und umfasst noch mehr Elemente aus kohlefaserverstärktem Kunststoff und Titan. So sind beispielsweise das Dach sowie die Stabilisatoren und Koppelstangen an beiden Achsen aus Carbon. Magnesium-Räder reduzieren sowohl das Gesamtgewicht als auch die ungefederten Massen und sorgen so für noch bessere Fahreigenschaften. Als optisches Erkennungszeichen tragen die Kofferraumabdeckung und das Dach aus Sichtcarbon einen zentralen Dekorstreifen in Wagenfarbe.
Der Innenraum verfügt serienmäßig über rotes Alcantara, schwarzes Leder sowie Interieurteile aus Sichtcarbon, ein hübsches Sportlenkrad und natürlich aus Carbon gefertigte Schalensitze. Ach ja, und als besonderes Zuckerl gibt es zum Auto auch die passende Armbanduhr: Der von Porsche Design entworfene Chronograph ist exklusiv nur für GT2-Kunden erhältlich. Sein Sein Herzstück ist das erste, in dreijähriger Arbeit von Porsche Design selbst entwickelte Uhrwerk. Das Gehäuse besteht aus leichtem Titan. Stopp-Funktion und laufende Zeitanzeige sind durch gelbe Markierungen optisch klar getrennt. Und der Aufzugsrotor aus Wolfram zum Beispiel ist der Felge des 911 GT2 RS nachempfunden.
Bleibt nur mehr die alles entscheidende Frage: Wie schnell ist er denn auf der Nordschleife? Hat Porsche nicht verraten. Noch nicht. Sehr wohl aber die Preise: Den GT2 RS gibt es ab 369.700 Euro. Die passende Uhr dazu um 9450 Euro.