Man nannte ihn den "Sonnenkönig" – und wenn er in seinem Ferienhaus auf Mallorca war, fuhr der einstige österreichische Bundeskanzler Bruno Kreisky ein Käfer-Cabrio in Sonnengelb. Im Prospekt nannte VW die Farbe "Marinogelb", kombiniert mit schokobraunen Sitzen und einem schwarzen Verdeck.
1970 bis 1983 Bundeskanzler der Republik Österreich, suchte Kreisky auf seiner Finca auf Mallorca mit Blick aufs Meer, die er selbst als "kleines Häusl" bezeichnete, Abstand vom politischen Alltag. Als fahrbaren Untersatz in seinem Inseldomizil nutze er besagten VW Käfer.
Mit der Cabrio-Version des Volkswagens wollte der Sozialdemokrat wohl Bescheidenheit und Volksnähe demonstrieren – oder er war einfach ein Fan des bei Karmann in Osnabrück gebauten Modells, dessen Produktion 1980 eingestellt wurde.
So wurde der 1303er-Jahrgang 1975 am 5. Mai 1978 dort auf Kreisky selbst mit dem Kennzeichen 1-PM-8483 zugelassen. Zahlreiche private Bilder dokumentieren den Einsatz des Cabriolets durch die Familie, sogar ein Interview soll er einem Journalisten gegeben haben, während er mit ihm über die Insel fuhr. Selbst als Kreisky in seinen letzten Jahren gesundheitlich schon schwer angeschlagen war, ließ er es sich nicht nehmen in seinem Käfer Cabrio gefahren zu werden.
Weitgehend in Originalzustand
Nach Kreiskys Tod im Jahr 1990 blieb der Käfer noch einige Jahre lang im Dienst der Familie auf der Baleareninsel, bevor er einem Freund derselben anvertraut wurde. Vor gut fünf Jahren gelangte es in den Besitz des Enthusiasten, der den geschichtsträchtigen VW, der weitgehend im Originalzustand erhalten ist, nun in die Versteigerung einbringt. Ab 2017 stand er als Leihgabe im Technischen Museum Wien.
In den letzten Jahren wurden lediglich rostige Bodenbleche erneuert. Selbst die eine Delle in der vorderen Stoßstange ist bereits auf den alten Fotos mit Bruno Kreisky zu finden. Das Dorotheum schätzt, dass der Hammer bei einem Preis von 30.000 bis 40.000 Euro fallen wird.