Er steht im Ruf, der am besten vernetzte westliche Manager in Russland zu sein. Auch deshalb, weil er wie kein anderer das Ohr des Präsidenten hat. Fast immer, wenn Siegfried Wolf in seiner Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender des Fahrzeugbauers GAZ und deren Konzernmutter Russian Machines eine neue Fabrik aufsperrt oder ein neues Modell launcht, sitzt Wladimir Putin in der ersten Reihe.

Seit fünf Jahren zieht der frühere Magna-Chef im Reich des Oligarchen Oleg Deripaska die Fäden. Und hat in dieser Zeit den maroden Hersteller nicht bloß entstaubt, sondern zu einem Automobilproduzenten auf internationalem Niveau entwickelt, bei dem inzwischen auch Fremdmarken wie Volkswagen oder Mercedes Modelle für den russischen Markt fertigen lassen.

Dafür hat sich der gebürtige Oststeirer nun belohnt. Und zwar mit einem Oldtimer. Wolf war beim Studium der GAZ-Historie auf den spektakulären GL1 gestoßen, von dem unter Stalin in der Zeit von 1938 bis 1940 gerade einmal zwölf Stück gebaut wurden. Als schnellster Rennwagen der Sowjetunion (Spitze 160 km/h!) sollte er den westlichen Flitzern à la Audi Union Paroli bieten.

Siegfried Wolf wirft einen Blick in den Maschinenraum
Siegfried Wolf wirft einen Blick in den Maschinenraum © (c) ©Oliver Wolf

In den Katakomben des Stammwerks in Nischni Nowgorod stöberte Wolf die letzten völlig verrotteten Exemplare auf und ließ die beiden offenen Zweisitzer im hauseigenen Restaurationsbetrieb über zwei Jahre in Handarbeit von Grund auf originalgetreu neu aufbauen. Die Zulassung erforderte bloß Leuchten und Kotflügel, der einsame Drehzahlmesser bekam fünf Rundinstrumente zur Seite gestellt.

Nach einer geschmeidigen Jungfernfahrt ist ein GL1 jetzt auf dem Weg nach Österreich. In drei Wochen will Wolf mit dem Prunkstück die Südsteiermark-Classic fahren. Der zweite GL1 bleibt in Russland. Sie dürfen nur einmal raten, wer ihn bekommt.