So recht wollte die Sportwagenwelt nicht glauben, was ihnen Lamborghini da auftischte. Die neueste Variante des Huracán namens Performante pulverisierte nämlich die bisherige Bestzeit für Straßenwagen auf der Nürburgring-Nordschleife regelrecht, ließ Schwergewichte vom Schlage eines Porsche 918 oder Mercedes AMG GT R weit hinter sich. Und das kann doch gar nicht sein, oder vielleicht doch? Ja ganz sicher sogar, konnten die Italiener nicht aufhören, zu betonen, und veröffentlichten als Beweis sogar sämtliche Telemetriedaten des Rekordlaufes. Es ging also alles mit rechten Dingen zu. Und selbst die verwendeten Reifen sind natürlich legal, hieß es aus Sant´Agata, man könne sie gegen Aufpreis nämlich dazukaufen.
Wie wichtig dieser Rekord für ein Straßenauto jetzt wirklich sein mag, muss jeder für sich entscheiden. Fakt ist, dass Lamborghini wirklich alles tat, um den gewichtigen Beinamen Performante zu rechtfertigen. Dieser Huracán bekam wirklich alle Zutaten, damit er noch schneller und agiler wird. Und das fängt nach klassischer Lehre mit dem Weglassen an.
Basierend auf einem Chassis aus Aluminium und Carbonfaser wird die Karosserie des Huracán in Aluminium ausgeführt. Der Performante nutzt Carbonfaser-Verbundwerkstoffe in strukturellen Bauteilen sowie im Front- und Heckspoiler, Motorhaube, Heckstoßfänger und Diffusor, was zu einer Gewichtsreduzierung von insgesamt 40 Kilogramm beiträgt.
Weiter geht es mit der Aerodynamik. Der Performante verfügt über ein System namens Aerodinamica Lamborghini Attiva (ALA), wobei ALA zufälligerweise auch das italienische Wort für Flügel ist. Es bietet eine aktive Verteilung der aerodynamischen Last, entweder für hohen Abtrieb oder für niedrigen Luftwiderstand. In den Frontspoiler ist ein Elektromotor integriert, der Klappen aus Carbonfaser-Verbundmaterial steuert. Die hintere Haube beinhaltet Luftkanäle zum Heckflügel, die durch die Heckflügelstützen laufen. Bei ausgeschaltetem ALA sind die aktiven Klappen im Frontsplitter geschlossen, was hohen Abtrieb in schnellen Kurven und beim Bremsen sicherstellt. Bei eingeschaltetem ALA werden die Klappen geöffnet, der Luftstrom wird dann durch den speziell geformten Unterboden des Fahrzeugs geleitet. Das reduziert den Luftwiderstand.
Im Heck gibt es vier Kanäle unterhalb der Motorhaube. Die beiden zentralen sind immer offen für eine Belüftung des Motors, während die beiden äußeren für die Luftführung zum Heckflügel zuständig sind. Was das System bringt? Die Stabilität wird durch maximalen Abtrieb bei hoher Kurvengeschwindigkeit und beim Bremsen deutlich verbessert, und zwar um angeblich 750 Prozent im Vergleich zum herkömmlichen Huracán. Der Clou: Die Klappen können auch individuell angesteuert werden, in Kurven also den Abtrieb und damit die Traktion des kurveninneren Rades erhöhen.
Natürlich helfen die aerodynamischen Zauberlehrlinge wenig ohne richtig viel Leistung. Der V10-Sauger erstarkte auf 640 PS und 600 Newtonmeter Drehmoment, unter anderem dank Krümmer aus Bronze, die auf das Erbe früherer Sondermodelle wie den Diablo 30th Anniversary verweisen. Weiters wurden die Ein- und Auslassseite optimiert, genauso wie das Ansaugsystem für verbessertes Ansprechverhalten. Titanventile mit geringerem Gewicht erlauben höhere Drehzahlen, die Abgasanlage wurde leichter und produziert weniger Gegendruck. Beeindruckend: Mehr als 70 Prozent des Drehmoments stehen bereits bei 1000 Umdrehungen zur Verfügung. Kein Wunder, dass das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe überarbeitet werden musste.
In Kombination mit den 1382 Kilogramm Leergewicht ergibt das ein Leistungsgewicht von 2,16 kg/PS, eine Gewichtsverteilung von 43/57 Prozent und jede Menge atemberaubende Fahrwerte: Null auf 100 km/h in nur 2,9 Sekunden, Null auf 200 km/h benötigen lediglich 8,9 Sekunden. Gut zu wissen, dass für die Verzögerung von 100 bis zum Stillstand nur 31 Meter benötigt werden.
Klassisch auch die Maßnahmen beim Fahrwerk: Härtere Federn und Querstabilisatoren treffen auf deutlich steifere Lenkerbuchsen, das Fahrwerk arbeitet auf Wunsch adaptiv und die Servolenkung ist kürzer übersetzt. Natürlich auch neu kalibriert: der Allradantrieb sowie das ESP, sowie das Anima-System, das die Fahrmodi aller Fahrzeugsysteme steuert. Bei Strada haben Traktion und Stabilität Vorrang. Sport bietet mehr Ausrichtung in Richtung Heckantrieb, mit Übersteuern und leichterem Driften. Der Corsa- Fahrmodus konzentriert sich auf höchste Performance und bestes Handling für optimale Ergebnisse auf der Rennstrecke.
Carbon-Bremsen halten den Performante so gut es geht unter Kontrolle, ja und besagte Zauberreifen finden sich tatsächlich weit unten in der Presseaussendung. Ihr Name: Pirelli Trofeo R, die wirklich über ein Straßenzulassung verfügen, wie Lamborghini extra betont.
Wer jetzt Rennluft geschnuppert hat und selbst mit einem Huracán Performante auf Zeitenjagd gehen möchte: Ab Sommer 2017 werden die ersten Exemplare ausgeliefert. Zu Preisen ab 195.040 Euro, natürlich ohne Steuern.