Der große Erfolg des Piaggio MP3 liegt natürlich am dritten Rad – und am Gesamtpaket, das sich davon ausgehend schnüren ließ. Als die Italiener 2006 das schräge Konzept auf den Markt brachten, war kein anderer Roller so ausladend, mit entsprechenden Benefits hinsichtlich Sitzkomfort und Stauraum. Und kein anderer Roller ließ sich damals mit dem Autoführerschein fahren.

Mittlerweile hat der Erfolg natürlich einige Nachahmer hervorgebracht, was Piaggio veranlasst, die Entwicklungsschraube eine Spur fester zu ziehen. Ohne am grundsätzlichen Konzept zu rütteln – auch der Neue lässt sich mit B-Schein bewegen –, bringt die soeben präsentierte Generation ein Maß an Hightech, das man bislang weder in der Roller- noch in der Motorradwelt kannte: einen Rückwärtsgang samt Rückfahrkamera, einen radarbasierten Totwinkel-Warner, einen Fahrspurwechsel-Assistenten.

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Ein Schlachtschiff, aber komfortabel

All diese Goodies plus einen Tempomaten, ein Keyless-System und einen sieben Zoll großen TFT-Bildschirm inklusive Connectivity erhält man als Standard in Verbindung mit der neuen Topmotorisierung 530 hpe um 13.599 Euro. Der 44 PS starke Einzylinder ist nicht nur stärker, sondern auch leiser und sparsamer als sein Vorgänger. Mit 280 Kilo vollgetankt, ist dieses Modell insgesamt auch etwas leichter, für sich genommen aber immer noch ein Schlachtschiff. Dank des neuen, aggressiveren Designs mit den flotten LED-Scheinwerfern und -Blinkern wirkt der MP3 immerhin um eine Spur dynamischer als bisher.

Wer sich von Preis und Gewicht des Topmodells nach unten arbeiten will, kann alternativ zum 35 PS starken, 260 Kilo schweren 400 hpe greifen. Das Basismodell (10.799 Euro) muss zwar die genannten Hightech-Assistenten und Connectivity vorgeben, das neue, große Display und Keyless besitzt es aber auch. Wer den Look verschärfen und die Verbindung zum Smartphone herstellen will, kann den 400 hpe auch als „Sport“ ordern (11.299 Euro).

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Dolce vita mit B-Führerschein

Fahrerisch wird sich jeder, der schon MP3 gefahren ist, sofort heimisch fühlen. Einmal in Schwung löst sich das Schwergewicht auf wundersame Weise auf und der große Roller wedelt durchs Weichbild der Stadt. Auf der Autobahn wiederum gibt er sich souverän, könnte lediglich das Thema Windschutz im Gesichtsbereich etwas sauberer lösen; eine größere Scheibe wartet dafür im Zubehörprogramm. Die beiden Motoren laufen sanft und blitzsauber abgestimmt, Verbrauchswerte um die vier Liter werden versprochen und sollten auch machbar sein. Sehr vertrauenserweckend: die bissfesten Bremsen. Komfortabel hingegen Sattel-Polsterung und die Grundauslegung des Fahrwerks.

Unterm Strich: Die große, weiterhin auch mit B-Schein fahrbare Roller-Dame aus Italien ist hübscher, eleganter und eine Spur sportlicher geworden, ohne dabei ihre funktionellen Benefits zu kompromittieren. Überdies stehen nun Assistenzsysteme bereit, die manche Autofahrer neidisch werden lassen – nicht nur bei der Parkplatzsuche.