Das Jahr 2019 ist für die Autobranche in Österreich nicht wirklich gut angelaufen: Um 11,2 Prozentpunkte (Stand März) ist der Markt eingebrochen. Der Trend, der seit Herbst 2018 spürbar ist, setzt sich fort. Bei den Kunden sei „Verunsicherung“ da, so sagen Experten. Nicht einmal die Meldung, dass die Autos aufgrund der wesentlich aufwändigeren Technik bei der Abgasbehandlung etc. in Zukunft empfindlich teurer werden sollen, brachte Bewegung in den aktuellen Markt 2019. Die Hintergründe für die Kaufverweigerung sind vielfältig - wir haben versucht, die wichtigsten zusammenzufassen. Und die Fragen zu beantworten: Vom Diesel bis zur Normverbrauchsabgabe, vom E-Auto bis zur Infrastruktur.

  1. Soll man sich nach den ganzen Skandalen überhaupt noch einen Diesel kaufen?
    Die Diesel der neuesten Generation (Kürzel: 6dTemp) darf man nicht mit Dieseln älterer Generationen vergleichen. Sie sind sie extrem sauber, und in bestimmten Emissionsbereichen dem Benziner überlegen. Im Langstreckenbetrieb gibt es klare Verbrauchsvorteile. Was die Schadstoffreinigung betrifft: Die SCR-Katalysatoren funktionieren laut Tests gut. Speicher-Katalysatoren können zu einem höheren Spritverbrauch führen.
  2. Drohen dem Diesel trotzdem Fahrverbote in den Städten?
    In Österreich soll es keine Fahrverbote geben, heißt es vonseiten der Politik. In Deutschland ist es so, dass Autos ab der Abgasnorm Euro 6 aufwärts von Fahrverboten ausgenommen sind.
  3. Wie wird die Normverbrauchsabgabe ab 2020 neu geregelt? Und werden die Autos damit teurer als bisher?
    Die neue, realitätsnahere WLTP-Verbrauchsmessung zeigte, dass die Autos in der Praxis mehr verbrauchen als bisher offiziell angegeben. Das bedeutet, dass die Autos im Preis steigen müssten - aber nicht nur die großen, sondern auch die kleinen und kompakten Fahrzeuge. Denn Grundlage der Normverbrauchsberechnung (NoVa) ist der CO2-Emissionswert in Gramm CO2 pro km. Die Verhandlungen über eine neue NoVa laufen, die Entscheidungen sollen noch im April fallen. Es ist eine „aufkommensneutrale“ NoVa-Lösung angedacht - aber auch wenn es so angekündigt wurde, günstiger wird der Autokauf nicht. Ab 2020 werden die Preise auf die NoVa bezogen im schlechtesten Fall leicht steigen. Ein von der Industrie angestrebter Abtausch zwischen Mineralölsteuer und NoVa scheint vom Tisch zu sein.
  4. Sind die WLTP-Prüfverfahren abgeschlossen, die zu Lieferengpässen bei Getriebe-Motor-Kombinationen geführt haben? Und halten die Verbrauchswerte jetzt?
    Die wichtigsten Bereiche sind aufgearbeitet, aber einige Kombinationen weggefallen. Die Verbrauchswerte sind realistischer als bisher.
  5. Wird der sogenannte RDE-Straßentest die Verbrauchswerte der Autos nochmals ändern?
    Dieser Test betrifft nicht die Verbrauchswerte, sondern man überprüft die Werte für Stickoxide und Partikel.
  6. Wann ist der richtige Zeitpunkt, ein Elektro-Auto zu kaufen?
    Den Durchbruch mit einer breiten Palette an Modellen kann man für 2020/2021 erwarten. Dann werden auch mehrere Modelle in einer preislichen Positionierung am Markt sein, die den Preisen von Dieseln/Benzinern nahe kommen. Klar ist: Mit Rabatten wird man nicht rechnen können, Entwicklung, Batterien und Herstellung sind derzeit noch so teuer, dass mit geringen Spannen gearbeitet wird.
  7. Wie schnell erfolgt der Aufbau einer Lade-Infrastruktur für die Elektro-Mobilität in den Städten?
    Die E-Mobilität steht und fällt mit der Infrastruktur. Ohne Ladestationen wird sich die E-Mobilität nicht entsprechend weiter entwickeln. Die Autoindustrie treibt die E-Mobilität ja auch deshalb so voran, weil aufgrund der immer schärfer werdenden Abgasregulierungen Strafzahlungen drohen. Wenn jetzt Länder, Komunen und Energieversorger nicht mitziehen, kann die E-Mobilität jedoch nicht so schnell wachsen wie erhofft. Selbst in Norwegen, dem E-Mobilitäts-Vorzeigeland, war man zwischenzeitlich vom E-Auto-Boom überfordert: zu viele E-Autos, zu wenige Ladestationen. Die Autoindustrie kann mit Ladesäulen-Projekten nicht alle Anforderungen alleine stemmen. Politik und Energieversorger sind in Städten gefragt. Private werden die Lücken nicht füllen können: Die Erschließungskosten etwa für ein Mehrparteienhaus sind hoch.
  8. Für welchen Hybrid soll man sich beim Kauf entscheiden?
    Das hängt vom Fahrprofil ab: Hat man zum Beispiel zu Hause eine Lademöglichkeit und eine tägliche, fixe Strecke, die der Reichweite der Batterie entspricht, ist ein Plug-in-Hybrid eine gute Wahl. Klassische Hybridautos ohne Auflademöglichkeit (rein elektrisch nur über ganz kurze Distanzen, E-Motor als Boost für den Verbrenner) sind bei bestimmten Fahrprofilen (hauptsächlich Stadt-, Landverkehr) und entsprechender Fahrweise eine Option.

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