Gute Ergebnisse bei der Insassensicherheit, fehlende Assistenzsysteme und Nachholbedarf beim Schutz von Fußgängern – das ist das Resultat des aktuellen Crashtests des ÖAMTC. Mit Mini Countryman, Škoda Kodiaq, Nissan Micra und Suzuki Swift kamen auch dieses Mal vier neue Modelle zum Handkuss an der Barriere, und ÖAMTC-Cheftechniker Max Lang zieht eine durchwachsene Bilanz: „Countryman und Kodiaq konnten in der Serienausstattung mit jeweils fünf Sternen und guten Werten bei der Erwachsenen- und Kindersicherheit überzeugen. Micra und Swift schafften hingegen nur vier beziehungsweise drei Sterne.“ Der Grund: Bei den zwei Japanern müssen Assistenzsysteme gegen Aufpreis dazugekauft werden. Damit bestückt, erhöhen sich deren Gesamtnoten jeweils um einen Stern.
Dass bei Kleinwagen für diese Technik oft extra bezahlt werden muss, ist keine Seltenheit – für Lang aber dennoch ein zweischneidiges Schwert: „ Einerseits ist jede Verbesserung der Verkehrssicherheit selbstverständlich zu begrüßen, andererseits darf der Unfallschutz jedoch keine Preisfrage sein.“
Zufrieden zeigt sich Lang mit den Assistenten des Nissan Micra: Der Fahrspurassistent hält den Wagen innerhalb der Fahrbahnmarkierungen, und das automatische Notbremssystem verfügt sogar über Fußgängererkennung. „Dieser Assistent funktioniert sehr gut und kann Kollisionen mit Passanten vermeiden oder zumindest die Folgen abschwächen“, erklärt Lang. Gerade der letzte Punkt sorgt dafür, dass ein entsprchend bestückter Micra den Test mit fünf Sternen abschließen konnte.
Nicht ganz so gut sieht es beim Suzuki aus: Der kann neben einem Abstandsregeltempomaten nämlich nur mit einem Notbremsassistenten ohne Fußgängererkennung aufgerüstet werden. „Dadurch verbessern sich beim Swift die Wertungen für Erwachsenensicherheit und Fahrerassistenten, was in der Folge zu einer Aufwertung von drei auf vier Sterne führt“, fasst der ÖAMTC-Cheftechniker zusammen.
Besser schnitten alle Kandidaten bei der Insassensicherheit ab. Doch auch hier gibt es Verbesserungspotenzial: Hinten sitzende Erwachsene müssen im Suzuki und im Nissan bei einem Heckaufprall mit schweren Nackenverletzungen rechnen. Die Kindersicherheit könnte generell noch besser sein, hier sticht vor allem die Gefahr für den Nackenbereich beim Frontalaufprall hervor, die – abgesehen vom Micra – bei allen Testfahrzeugen für ein 10-jähriges Kind am Rücksitz auftritt. Beim Suzuki Swift zeigte sich im Crashtest außerdem ein hohes Risiko für Brustverletzungen bei einem sechsjährigen Kind, das hinten auf der Fahrerseite sitzt.
Dennoch liegt das Hauptaugenmerk des ÖAMTC-Experten auf dem Gebiet der Fußgängersicherheit: „Jedes der vier Fahrzeuge verfügt über Stellen, die einem Fußgänger beim Zusammenstoß tödliche Verletzungen zufügen können. Oft sind es die A-Säulen und die Vorderkante der Motorhaube.“ Lang appelliert einmal mehr an die Hersteller, auf dieses Gebiet verstärktes Augenmerk zu legen. „Denn Fußgänger haben keine Knautschzone.“